Altmärkischer Geschichtsverein
altmarkgeschichte
 

VEREINSGESCHICHTE

Der Altmärkische Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel e. V. wurde im Jahre 1836 als „Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte und Industrie“ gegründet. Er gehört damit zu den frühen Geschichtsvereinsgründungen in Deutschland. Entscheidenden Anteil am Werden des Vereins hatte der Salzwedeler Gymnasialdirektor und Geschichtsforscher Johann Friedrich Danneil (1783-1868), der gemeinsam mit dem Landrat Otto Ludwig Wilhelm Ferdinand von der Schulenburg (1806-1883) und dem Bürgermeister der Stadt Salzwedel, Emil Albrecht Carl von Bennigsen-Förder (1800-1847), den Verein auf den Weg brachte.

Die erste Satzung formulierte die Aufgaben, die Geschichte der Altmark zu erforschen, die historischen Hilfswissenschaften zu entwickeln, die gewonnenen Erkenntnisse zu publizieren und Kontakte zu anderen Forschern zu pflegen. Vor diesem Hintergrund sollten auch Sammlungen historischer Artefakte entstehen. Wie der Name aussagt, bestand der Verein ursprünglich aus zwei Gliederungen, der „historischen Abteilung“ und der „industriellen Abteilung". Die Ziele der letzteren bestanden in der Förderung von Landwirtschaft und Gewerbe der Region. Zu diesem Zweck sollten Materialsammlungen von Wolle, Garn und Stoffen, von Mineralien- und Bodenproben und auch ein Herbarium angelegt werden. Für die Nutzung neuer Arbeitsmethoden wurden Erfahrungen ausgetauscht. Pferderennen und Tierschauen zu den jährlichen Hauptversammlungen in Gardelegen verfolgten den gleichen Zweck. 1847 erfolgte eine Neustrukturierung des Vereins. Die Geschichtsabteilung blieb weiterhin in Salzwedel, die Landwirtschaftsabteilung wurde abgetrennt und erhielt Stendal als Sitz.

Als Publikationsorgan des Vereins dienten die Jahresberichte, die seit 1838 in der Anfangszeit jährlich erschienen und neben den eigentlichen Berichten über die Aktivitäten des Vereins eine Reihe von historischen Fachbeiträgen enthielten. Nach dem Anfangsjahrzehnt setzte eine Pause in den nachvollziehbaren Vereinstätigkeiten ein. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Revitalisierung des Geschichtsvereins. Einen großen Anteil daran hatte offensichtlich der Salzwedeler Apotheker Theodor Zechlin (1818-1895), der als Vereinssekretär ab 1859 die Jahresberichte herausgab. Besonders nach der Errichtung des deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871 erlebte der Verein bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges eine neue Blüte. In dieser Zeit gab es deutschlandweit eine Welle von Vereinsneugründungen, der Altmärkische Geschichtsverein konnte bereits auf eine eigene Geschichte zurückblicken.

In Erfüllung der Vereinsaufgaben entstanden tatsächlich wertvolle Sammlungen, deren wachsender Umfang Probleme bei der Unterbringung mit sich brachte. Mehrfach wechselten die Aufbewahrungsorte innerhalb von Salzwedel. Nacheinander dienten Räume im Amtsgericht, in einer Seitenkapelle der Marienkirche und im Keller des Lyzeums als Domizil. Erst mit dem Jahre 1929 zeichnete sich eine Lösung ab. In diesem Jahr wurden dem Verein Räume in der kurz zuvor durch die Stadt Salzwedel erworbenen Propstei zur Verfügung gestellt. Aus den Vereinssammlungen entstand dann im Jahre 1932 das Johann-Friedrich-Danneil-Museum in Trägerschaft des Landkreises Salzwedel. Der Verein betreute die Sammlungen weiterhin.

Nach 1945 wurde der Geschichtsverein aufgrund der politischen Rahmenbedingungen an seinem ursprünglichen Sitz in Salzwedel nicht wieder zugelassen. Außerhalb der Altmark gründete sich 1956 in Berlin/ West die „Arbeitsgemeinschaft des Altmärkischen Geschichtsvereins", die sich in der Tradition des durch Danneil begründeten Vereins stehend verstand. Hier schlossen sich aus der sowjetischen Besatzungszone bzw. dann aus der DDR geflüchtete Exil-Altmärker zusammen. Eine besondere Rolle spielte dabei der ehemalige Salzwedeler Nachkriegsbürgermeister Friedrich Wilhelm Meyer. Als Publikationsorgan dienten ebenfalls Jahresberichte, die unter dem Titel „Aus der Altmark“ von 1959 bis 1994 erschienen. Der Sitz des Vereins wechselte dann später nach Bremen.

Große Verdienste um den Fortbestand des Vereins in schwierigen Zeiten hat sich in besonderem Maße Peter Hou (1925-2008) erworben. Mit seinem Eintritt und der sofortigen Übernahme des Amtes des Schriftführers im Jahre 1981 gelang es ihm, die bereits unabwendbar scheinende Auflösung des Geschichtsvereins zu verhindern. Wenige Jahre später ermöglichten die veränderten politischen Rahmenbedingungen nach 1989 eine Rückkehr des Vereins an seine historische Entstehungs- und Wirkungsstätte. Im Jahre 1992 konnte der Sitz wieder nach Salzwedel zurückverlegt und eine neue Phase der Vereinsaktivitäten begonnen werden.


(Briefkopf des Altmärkischen Geschichtsvereines)

Der altmärkische Geschichtsverein wurde ursprünglich als Zusammenschluss gegründet, der sich sowohl der Geschichtsforschung als auch der Förderung des heimischen Gewerbes verschrieben hatte. Bereits im 19. Jahrhundert wurde diese zweiteilige Gliederung wieder aufgegeben. Nur die Sparte der Geschichtsforschung als Abteilung I blieb erhalten.


(Ausgrabungsgesellschaft auf dem Zethlinger Mühlenberg)

Das um 1900 aufgenommene Bild zeigt die Herren des Geschichtsvereines bei einer archäologischen Ausgrabung eines germanischen Brandgräberfeldes auf dem Zethlinger Mühlenberg. Heute befindet sich an dieser Stelle das museumspädagogische Zentrum des Danneil-Museums, die Langobardenwerkstatt Zethlingen.


(Konrad Zechlin (li.) und ein Unbekannter am Lehnekenstein)

Diese Aufnahme entstand am 29. März 1891 am Lehnekenstein, einem vorgeschichtlichen Kultstein bei Bonese. Konrad Zechlin war Vereinsmitglied und Apotheker in Salzwedel. Das Bild zeigt rückseitig eine Widmung von Eduard Krause, Konservator am Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin. Dieser bereiste in den Jahren 1888-1892 die Altmark und dokumentierte die noch vorhandenen Großsteingräber.


(Apotheker Konrad Zechlin auf einer Ausgrabung)

Der Salzwedeler Apotheker Konrad Zechlin, wie auch sein Vater Theodor Zechlin, gehörte zu einer alteingesessenen Bürgerfamilie der Stadt Salzwedel. Traditionell waren besonders Vertreter des Bildungsbürgertums wie Lehrer, Pfarrer oder Apotheker historisch interessiert und auf diesem Gebiet aktiv.