Altmärkischer Geschichtsverein
altmarkgeschichte
 

Herbsttagung 2018 Salzwedel / Tylsen

Die turnusgemäße Herbsttagung 2018 fand am 27. Oktober in Salzwedel, üblicherweise in der Gaststätte Eisen-Carl statt. Es standen keine Wahlen an. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Bernhard von Barsewisch berichtete die 2. Vorsitzende, Sigrid Brückner, über die Vereinsaktivitäten dieses Berichtsjahres 2018.


( Frau Brückner informiert)

Im ersten Vortrag sprach Frau Dr. Rosemarie Leineweber dann über die Ausgrabungen an der Dährer Kirche, die im Zuge eines geplanten Turmneubaues vorgenommen wurde. Hierbei wurde ein älteres rundes Turmfundament entdeckt, das aus der Zeit nach 950 stammt. Mindestens zwei Brände waren in der ergrabenen Vorgeschichte des heutigen Kirchengebäudes zu verzeichnen. Dabei traten auch ältere Mauerfragmente zutage, deren Ursprungzusammenhänge nicht abschließend bestimmt werden konnten. Das gesamte Gelände wurde in den vergangenen Jahrhunderten angefüllt, um so eine größere nutzbare Fläche herzustellen.


(Frau Dr. Leineweber beim Vortrag )

Danach berichtete Jens Winter über das Kriegsgefangenenlager Salzwedel (1914-1921). Von diesem großen Lager an der heutigen Siedlung Siebeneichenfeld sind keine sichtbaren Reste mehr erhalten. Eine neue Erkenntnis aus seinen Forschungen ist die Größe des Lagers, denn bisher wurde immer von 10.000 Kriegsgefangenen ausgegangen, jedoch konnte der Referent Belege dafür finden, dass das Lager wohl 1915 auf eine Kapazität von 18.000 Kriegsgefangenen erweitert wurde. Das Salzwedeler Kriegsgefangenenlager gehörte ab 1915 zu einem der drei Sonderlager im Deutschen Reich, die speziell für ukrainische Kriegsgefangene genutzt wurden. Neben dem Lager existierte auch ein Lagerfriedhof mit mindestens 491 Gräbern. Die Fläche des ehemaligen Friedhofes ist heute mit Wildwuchs bedeckt bzw. sogar teilweise überbaut.


(Jens Winter bei seinem Vortrag)

Im dritten Vortrag referierte Lothar Mittag über einen Teil der Sammlungsgeschichte von Verein und Museum: „Danneils Sammlungsstücke im Museum.“ Er würdigte dabei den Mitbegründer des Altmärkischen Geschichtsvereins anlässlich seines 150. Todestages in diesem Jahr. Dabei ging er auf die fassbaren Spuren der Sammlungsarbeit von Danneil ein. Noch heute sind seine handschriftlichen Notizen und Karteikarten an vielen Stellen der Sammlungsdokumentation des Museums zu finden. Dabei ging der Museumsarchäologe auch auf die wechselvolle Geschichte mancher Sammlungsteile ein.



(Lothar Mittag beim Vortrag)

In einem weiteren Vortrag sprach Krafft von der Knesebeck (Karwe) über die „Familienporträts im Schloss Tylsen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert“. Dabei ging er besonders auf den Prozess der Rückgabe der in der Bodenreform enteigneten Familienbilder ein. Eine Reihe von diesen Porträts war über Jahrzehnte im Danneil-Museum Salzwedel aufbewahrt worden bzw. in der Dauerausstellung zu sehen. Jochen Reinecke (Berlin) nutzte die Tagung, um historische Dokumente und Objekte aus dem Fundus seines Vaters dem Danneil-Museum zu übergeben.

Nach dem Mittagessen fuhren die Tagungsteilnehmer zu einer Exkursion nach Tylsen. Ullrich Lemme, der selbst in der Altmark aufgewachsen ist und in Tylsen lebt, zeigte die beeindruckende Innenausstattung der Tylsener Dorfkirche. Besonders stachen hierbei Schnitzereien im Kircheninnern hervor, die sich einmal am Adam-und-Eva-Haus in Salzwedel befunden hatten.


(In der Kirche von Tylsen)

Der weitere Rundgang führte dann vom alten Schloss hin zur Ruine des Neuen Schlosses, die zum ehemaligen Besitz der Familie von dem Knesebeck gehörten. Anschließend ging es noch zum jetzigen Wohnhaus der Familie Lemme, das wahrscheinlich für die Knesebecks als Verwaltungsgebäude im Jahr 1600 erbaut wurde und später als Pfarrhaus diente.


(Gruppenbild am Schloß)

Im ehemaligen Kuhstall, dem Veranstaltungssaal des Heimat- und Kulturvereins Tylsen, klang die Tagung bei selbstgebackenem Kuchen aus.
Vielen Dank an den Heimatverein Tylsen!


(abschließendes Kaffeetrinken)