altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Sybilla Elisabeth Johanna von Lattorf

Tochter des Landrates

Sterbedatum:
11.04.1741
Konfession:
evangelisch
Ort:
Demker
Standort:
Kirche
GPS:
11.853343 - 52.507060

Beschreibung:
Zustand:
Das Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das erhabene Schriftfeld wird seitlich von Lisenen, die einen Rundbogen tragen, gesäumt. Über den Lisenen, die mit jeweils sieben Ahnenwappen dekoriert sind, stehen zwei Engelsköpfe über Flügelpaaren. Auf dem Scheitelpunkt des Bogens ist das Auge Gottes platziert. Zwei weitere Ahnenwappen stehen unter dem Textfeld. Den unteren Abschluss des Epitaphs bildet Schmuckwerk aus Akanthusblättern.

Inschrift:
Schaue
Wanderer!
unter
diesem Steine
ruhen
die Gebeine
Einer
Kleinen, Großen und Glükseligen,
Ein Fräulein von 4 Jahren
welche
Groß am Verstande und herrlichen Tugenden
womit Sie an der Hand des Höchsten begabet
Glückselig, in dem Sie frühzeitig aus Egypten
in Canaan aus der Welt in den Him̅el gegangen
und den Engeln gleich geworden.
Es sind die Gebeine der Hochwohlgebbohl: Fräulein
Sybilla Elisabeth Johanna von Lattorf,
des Hochwohlgebohl: Herrn
Land – Hoff – wie auch Ober – Gerichts Raths d: Altenmark
Hannß Wilhelm Friderich von Lattorf,
und der Hochwohlgebohl: Frauen,
Ursula Johanna von Lattorf, gebohl: von d: Marwitz
im Leben hertzlich geliebteste FräuleinTochter
welche den 16ten Febr. 1737 an diese Welt gebohren
dieselbe wieder verlaßen d: 11ten April 1741
Leser!
Lerne an ihrem Exempel
daß du am Verstande und Tugenden groß
und dereinst
glückselig werdest.

Anmerkung:
Erwähnung findet das Epitaph bei Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 58f: „7. Epitaph der S. E. Johanna v. Lattorff † 1741. h 2,20 m; br 1,10 m. Innen auf der Südwand. Inschrift in vertiefter Fraktur: (…). Wappen: 1. roter Kranz auf Silber (Lattorff); brauner Ast mit blauen Blättern auf Weiß (Grevenitz); 3. geteilt: unten Silber, oben 2 goldene Sterne auf Blau (Rath); 4. goldener Leuchter auf Rot (Krusemark); 5. blauer Sparren auf Silber (Metsch); 6. schwarzer Hund, wachsend auf Silber (Hackeborn); 7. drei grüne Blätter an silbernem Ast auf Rot (Dalchau); 8. goldener Eichbaum auf Blau (Marwitz); 9. goldener Schrägrechtsbalken auf Rot-Weiß (Osterhausen); 10. 3 goldene Sterne auf silbernem Schrägrechtsbalken auf Rot (Rhedern); 11. roter Vogel auf Gold (Luckowien); 12. Schwarz-weißer Sparren auf Rot (v. d. Goltze); 13. rote Rose auf silbernem Schrägkreuz auf Blau (Oppen); 14. gespalten: rechts rot-weiß geteilt, links schwarz (Bodtfeldt); 15. gespalten: rechts goldene Vase, links 3 gekreuzte goldene Hellebarden auf Blau ([Grafen von] Weschowitz [Sekercka u. Sedschitz]); 16. 4 schwarze Balken auf Silber (Miltitz) (Taf. 188b).“
Das verstorbene Kind wurde am 11. Februar 1737 in Demker geboren. Wenige Wochen nach der Geburt starb dessen Mutter: „Den 19ten Mart ist im Herrn seelig entschlafen die hochwohlgeborne Frau, Frau Ursula Johanna von Marwitz des Hochwohlgebornen Herrn, Herrn Landraths von Lattorf Frau Gemahlin. Es wurde bei Abführung der Leiche nach den Lattorfischen Erbbegräbniß nach Klinken eine Stand-Rede gehalten über die von der wohlseligen noch in gesunden Tagen erwehlte und verordnete Worte ex. Pf. 128 die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten. Die Leichen Predigt, wozu die wohlselige so wol die Eingangs aös Texte = Worte erwählet, wurde bald nachher gehalten und waren die Eingangs = Worte Apoc. 7; 14. Die sind, die kommen – Trübsal, der andere Eingang Apoc. 7, 17… Gott wird abwischen – Augen, der Text aber Jes. 35, 16. Die Predigt geschahe Domin. Jubilate.“
Auch das Ableben des Kindes wurde 1741 im Kirchenbuch von Demker dokumentiert: „Den 11ten Aprill starb Fräulein Sybilla Elisabeth Johanna von Lattorfen des Herrn Landrath von Lattorfs und der wohlseligen Frau Ursula Johanna von der Marwitz eintzige Fräulein Tochter, an den Pocken, wurde am 12ten beygesetzet des Abends, am 19ten geschahe das Leichen = Begräbniß des Abends, wobey eine Stand = Rede halten mußte“. Vgl. Straubel „Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740 – 1806/15“ Teil I, K. G. Saur München 2009, S. 255: „Obergerichts-, Landrat, LandesdirektorHans Wilhelm Friedrich von Lattorf(f) (1703 – 1767) geb.: Klieken/Mark 16.6.1703, gest. Kläden/AM 10.10.1767, evangel., Vater Hans Ernst, 1653 – 1709, Erbherr auf Klieken u. Groschwitz (bzw. Groitzsch), Mutter: Eva Margarethe 1666 – 1727, e. geb. von Grävenitz; Bruder Jean Dietrich Leberecht, 1702 – 1763, Erbherr auf Klieken-Unterhof, preuß. Capitain; Schule: besuchte von 1712 bis Ostern 1719 d. Ritterakademie Brandenburg/H.; Studium: weilte von Frühjahr 1719 bis 1723 auf d. Univ. Wittenberg; Laufbahn: am 17.2.1728 zum Altmärkischen Obergerichtsrat bestallt, seit 6.1.1730 zugleich adjungierter Landrat; avancierte Ende 1730 zum wirklichen Landrat, stand zunächst d. Krs. Arendsee vor, seit Dez. 1735 d. Krs. Tangermünde u. Arneburg; ging zwei Ehen ein: im Juni 1731 mit Sophie Charlotte Louise, e. geb. von Jeetze aus d. Hs. Klaeden, im Jan. 1736 mit Ursula Johanna, e. geb. von der Marwitz aus Friedersdorf, gest. 1737; war 1742 d. älteste adlige Rat beim Obergericht u. arbeitete unentgeltlich; am 27.7.1742 zum Commissarius bei d. Einrichtung d. Steuerwesens in Schlesien ernannt; erhalt am 12.9.1742 auf sein Gesuch d. Prädikat Geh. Rat, dagegen wurde d. Bestallung als Vize-Landeshauptmann abgelehnt, dieses Amt ging an Hans Christoph von Bismarck; seit 4.2.1744 kurmärkischer KD-rat; besaß seit 1735 d. Gut Demker nahe Stendal, seit 1753 auch Klaeden, lebte zeitweilig in Berlin; bat am 14. 10 1751 vergeblich um d. Amt d. kassierten Präsidenten d. Breslauer Oberamts-Regierung C.F. von Benekendorff, s.d., wollte er auch mit d. Posten d. Direktors J.T. von Arnold, s.d., begnügen; büßte bei e. Brand 1751 seine Bibliothek im Wert von 2/m T. ein; entschied sich Mitte 1752 im Zuge d. Justizreform für Beibehaltung d. Amtes Landrat u. gab dafür d. Posten als Obergerichtsrat auf, soll d. ihm offerierte Amt als Obergerichtsdirektor abgelehnt haben; seit Febr. 1754 zweiter, seit 1762 in d. Nachfolge S.W. von Jagows erster Landesdirektor d. Altmark; 1757 u. 1758 als Geisel in französischer Haft; 1762 u. 1763 wurden seine Gesuche abgewiesen; Demker an e. bgl. Amtmann zu verkaufen, wollte mit d. Erlös in Höhe von 15/m T. e. Teil seiner Schulden von ges. 34 454 T decken; 1767 an Podagra im 65. Jahr gest.; hinterließ zwei Kinder, darunter d. To. Marie Sophie, 1732 – 1791, Witwe Generalleutnant A.F. von Jeetze; (…)“

Lage:
Das Epitaph hängt innerhalb der Kirche am östlichen Ende der Südwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018