altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Catharina Elisabeth Göring

Bernstein

1. Ehefrau des Pastors

Sterbedatum:
09.07.1705
Konfession:
evangelisch
Ort:
Kassieck
Standort:
Kirche
GPS:
11.486127 - 52.586077

Beschreibung
Zustand:
Die Grabplatte als Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Die Platte besitzt eine vertiefte, farbig abgesetzte Schrift. Über dem Textfeld und in den unteren Ecken dekorieren verschnörkelte Linien das Denkmal. Unter dem Schriftfeld steht mittig ein Totenschädel über einem gekreuzten Knochenpaar.

Inschrift:
Hier schlaffen in Christo
zwo
Christliche Ehefrauen
Tit: Herrn JOHANN AUGUSTIN Görings
Past: alhier, derer Gedächtnis bey ihrem Ehe
Herrn nimmer verwelken wird, als welcher
Beyder gleicher Liebe und Treüe gleiche S…tz
des betrübten Todtes, in dem sie beyderseits
wenig Tage nach ihrer entbindung Todtes
verblichen und auch gleiche Ruhestätte an diese̅
Orth sehr schmertzlich empfindet und berherbiget
Dieselben sind Fr: CATHARINA Elisabeth
Herrn Daniel Bernsteins Past: zu Domnitz
u. Fr: Catharina Elisabeth Sonnefelderin, Tocht
u: Fr: ELISABETH SOPHIA Hl. Cristopf:
Sculteti
JCTI und Raths Cämmerers
zu Stendal, u: Fr: Elisabeth Lüidteten Tocht:
Davon die Erste nach ¾ Jähriger Ehe,
den 9ten July 1705 Die Andrere
aber den 7ten Sept: 1709 nach 3. Järiger Ehe,
in welcher Sie ein Söhnlein und ein Töchterlein
erhalten, in glauben an Jesu verstorben,
nach dem die erste ihr Alter auf 26. Jahr,
6 Monat, Die andere auf 25 Jahr,
und 3. Monat gebracht

Predig: Salom: 7
Der Tag des Todes ist beßer
als der Tag der Geburt.

Anmerkung:
Pastor Göring wurde am 12. Oktober 1674 in Klein Sömmern bei Erfurt geboren. Von 1704 bis 1720 hatte er die Pfarrstelle in Kassieck inne. Anschließend wirkte er in Gardelegen an der Marienkirche und ab 1730 bis zu seinem Tod am 28. Dezember 1747 an der dortigen Nicolaikirche (vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“ S. 168).
Seine erste Ehefrau starb nach der Geburt eines Sohnes. Die Umstände schildert Pastor Göring im Kirchenbuch: „Den 9 July (1705) ist in den Schoß der Erden begraben worden mein frauens und sehr liebes Weib Catharina Elisabeth Bernsteinin auf; die Gelegenheit zu ihren todt ist gewesen die harte Geburt des jetzt gedachten Söhnleins; als wormit es so hart gehalten, daß Sie auff 2 Stunden fast nacheinander gearbeitet und dennoch nicht gebähren können; endlich gebahr Sie noch und blieb noch leben bis an den 6ten tag, war der 8 Jul: an welchen die Schwachheit zunahm, und drum der todt erfolgete, Hl. laß mich sterben auch du deiner Zeit des Todes dieser durch den Glauben Gerechten Seelen!“
Auch seine zweite Ehefrau starb sehr jung nach der Geburt einer Tochter: „Den 7. Sept: (1709) gestorben Fr. Sophia Elisabeth Schultzin meine treue Ehefrau: ô mich unglückl! Hl. tröste mich und stehe mir bey!“. Sie war eine Tochter des Christoph Schultze (= Scutetus = Praetorius). Vgl. Christoph Praetorius – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Praetorius: „Praetorius war Sohn des Domdiaconus am Dom St. Nikolaus in Stendal Johannes Praetorius. Er studierte Rechtswissenschaft in Helmstedt. Sein Studium beendete er mit einer juristischen Disputation unter dem Vorsitz des Professors Johann Eichel. Die gedruckte Arbeit widmete er dem Mediziner Martin Weise (1605–1693) und dem aus Stendal stammenden Juristen, Kurfürstlichen Geheimen Rat und Archivar Christoph Schönebeck (1601–1662). Praetorius war verheiratet mit Elisabeth Luidtke, der Tochter des langjährigen Bürgermeisters in Stendal Germanus Luidtke aus dessen 2. Ehe mit Elisabeth Lentin. Elisabeth Luidtke war die Nichte des vorgenannten Christoph Schönebeck. Praetorius lebte als Kämmerer, Freisass, Advokat am Quartalsgericht in seiner Heimatstadt Stendal. Die Alvensleben’sche Bibliotheken, deren Gründer Joachim I. von Alvensleben seine Nachkommen verpflichtet hatte, „sie zu erhalten, zu vermehren und niemals zu teilen“, befand sich ursprünglich in Schloss Erxleben, wurde aber bereits 1610, gut 22 Jahre nach dem Tod seines Gründers, zur öffentlichen Nutzung nach Stendal gebracht und war dort rund hundert Jahre zugänglich. 1673 wurde Praetorius zum Bibliothekar der Bibliothek in Stendal berufen. Praetorius erstellte 1699 ein Bücherverzeichnis. Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst der Bibliothek machten Praetorius bzw. seine Erben wegen ‚restierender Salarien‘ Forderungen geltend.
Praetorius war ein Verfasser neulateinischer Lyrik, deutscher und neulateinischer Dramatik und hat geistliche Lieder gedichtet. In dem Gesangbuch Das Rauchopfer der geistlichen Priester, das 1699 in Stendal erschien, befinden sich acht mit den Buchstaben C. P. unterzeichnete Lieder. Wahrscheinlich ist Praetorius auch an der Herausgabe dieses evangelischen Gesangbuches beteiligt gewesen. Sein bekanntestes Lied aus diesem Gesangbuch ist Christe, wahres Seelenlicht, deiner Christen Sonne. (…)“.

Lage:
Die Grabplatte befindet sich innerhalb der Kirche an der Südwand gegenüber dem Eingangsportal vor einer zugemauerten Tür.

Text:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018

Foto:
Henning Krüger, Kalbe (M) 2018