altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Friedrich Hoyer Reinhart

Sohn des Gutsherrn

Sterbedatum:
18.09.1700
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gr. Möringen
Standort:
Kirche/Vorhalle
GPS:
11.744339 - 52.591433

Beschreibung
Zustand
:
Das Grabmal aus Sandstein besitzt in der oberen Hälfte einige Kerben im Schriftfeld.

Dekor:
Das Textfeld wird seitlich von üppigen Akanthusranken begrenzt. Nach oben deckt ein geschwungenes Schriftband das Textfeld ab; es ist mit Kugeln und mittig mit einer Krone dekoriert. Die Inschrift ist vertieft und verläuft auf geschwungenen Zeilen. Unter dem Schriftband stehen nebeneinander zwei Wappen. Links: vertikal geteilter Schild – rechte Hälfte drei Schrägbalken, der mittlere mit drei sechszackigen Sternen besetzt – linke Hälfte ein springender Greif, zwei empor ragende Arme, die einen Ring halten, als Helmzier; rechtes Wappen: ein Flügel im Schild und als Helmzier).

Inschrift
Schriftband
:
Die Verweßung heiß ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter Job 17

Textfeld:
Steh und Schaue Wandersman
Schaue nach dem rechten wege
den es gibt hier Wege ∙ Stehe
darauff manchen dies paßieret
schnell der shlaue Tod weg führet,
Welches leid er hat erfahren
In den zarten Jungen Jahren
der in Gott ruhende Knabe
Friedrich Hoyer Reinhart
Hl. S(am)uel Hoyer Reinharts und
S. Königl ∙ Majestät in Preussen
v Churf ∙ Durchl ∙ zu Brandenb ∙
wollbestalten Krieges Commissarii ∙
Erbherrn zu Großen ö̅ringen v Darnstet
u dessen Hochgeliebten EheFrauen
Frau Dorothea Bergiussin in
Hertzschmertz geliebtes Söhnlein
gebohren ANNO 1697 d 4 Marty
u durch der Pferdewuth v̅ Muth
umbgekom̅e̅n in seinem Bluth
ANNO 1700 den 18 Septembr
da der Tag sein Ende nahm
w ∙ auch sein leben v Elend
gekommen zu eine̅ seelge̅ End
geh deines weges Wandersma̅
bedenke deine Weges
Ende ∙

Anmerkung:
Die Grabplatte findet Erwähnung in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 86: „28. Grabstein des Friedrich Hoyer v. Reinhart, † 1700. h 1,20m, br 1m. Im Chor neben dem Triumphbogen. Mit schwerfälligen Akanthusranken eingerahmte Schrifttafel, darauf in vertiefter Fraktur: (… der Text wird nur lückenhaft wiedergegeben …). Oben 2 Wappen: 1. Flügel, 2. gespalten: rechts drei Schrägbalken, der mittlere mit drei Sternen; links ein springender Greif.“
Vgl. Enders „Die Altmark“ S. 722f: „1683 ehelichte der Kommissar Samuel Hoyer Reinhart, Erbsasse zu Groß Möringen, Dachritz und Merkewitz, Dorothea Bergius, Tochter des Oberhofpredigers Dr. theol. Georg Conrad Bergius in Berlin. Als preuß. Rat und Ämterkommissar wurde er geadelt, sein laut Taufbuch der deutsch-reformierten Kirche zu Stendal 1693 in Groß Möringen geborener Sohn Georg Wilhelm zeigte 1721 als Leutnant Georg Wilhelm von Reinhart seine Volljährigkeit an. Dessen Nachfahre General v. Reinhart besaß noch um 1800 Gut und Dorf Groß Möringen.“
Im Kirchenbuch von Gr. Möringen wurde im Jahre 1700 dokumentiert: „Dies 18. Septembr infelix Domni Reinhardi anӕ, nam filius dni̅ Commissarii minimus in ordine quartus, nomine Fritz Hoyer nondum. 4. annorum cu̅ Parente Fratribus, et Informatore vehens nach der wüsten Feldmarck Kobbelack holtz zu holen, pedestris cu̅ Fratribus et Informatore domu̅ reventens, kompt unter die Pferde, zu welchen Er villeicht gelocket, sub spe auffgenommen zu werden, die Kutsch Pferde fangen an zu scheuen, zu Kollern p. der Kutscher kompt zwischen die Pferde, p das Kind wird tod auffgehoben, und tod und blutig herein gebracht, summa cu̅ merore Parentum. anima in manu die, in fascicule viventium. hinc sequentes Threni p! Oh! lebt er noch! dis war die Sehnsucht jenes Alten des Vaters Israel, als er die blutige Falten von seines Sohnes Rock besprützt ansichtig word: Sein Sohn, sein Hertze war von Gott geschlagen Ach er lebt noch! so hör ich itz den Vater hart ächtzen der mit fast m…tter Jung, ümb seinen Sohn mus lechsen Das ihn das wilde Best und Pferd zerschmettert hat zuerquetscht ein mörderisch fatales wagen Rad Ach lebte nur mein Sohn! Ach das mein Sohn noch lebte! und warlich Joseph lebte, und hoch in Ehren schwebte; Obs gleich dem Vater erst zu glauben schwer ging ein So lebet Fritzgen auch in Ehren Klanz und Schein. Ich habe genug, heißt es, genug, das mein Sohn noch lebet Ich wil ihn wieder sehn: der in den Wolcken schwebet wird ihn mir wieder geben, wenn dieses leibes von mir genommen wird. … Frizgen lebet noch Bartholomeus Gestrich, der Reformirten Gemeine zu Stendal p. t. Past: (… Es schließen sich weitere Klage-Reime von Benedikt Carstadius, Pastor in Gr. Möringen, Laurentz Andreas Oswald, Pastor in Schernikau und Johann Gottfried Oswald, Student der Theologie, an. …) Ich gab dir Brüdergen, ein Spielzeug Prӕsent zu letze, den Augenblick eh das Verhengnis auff dich setze. Drümb wil ich dir auch itz die letze Ehr aufthun Gott gebe das du magst im Grabe sanffte ruhn Johann Conrad Reinhard. (… weitere Klage-Reime folgen von den Brüdern Georg Wilhelm und Carl Gustav Reinhard, sowie von Johann Bernhard Eisenberg, Schüler aus Stendal, Benedikt Carstadt, Schüler aus Stendal und Erasmus Carstadt. …)“.

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb der Vorhalle der Kirche an der Ostwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018