altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann Joachim Schultz

Gastwirt, Lehnschulze

Sterbedatum:
25.01.1730
Konfession:
evangelisch
Ort:
Hanum ehem. Mellin
Standort:
Kirche
GPS:
10.853659 - 52.685282

Beschreibung:
Zustand:
In der oberen Hälfte ist die Oberfläche der Grabplatte aus Sandstein großflächig abgeplatzt, so dass dort die Lesbarkeit nur noch bedingt gegeben ist. Das untere Ende der Platte ragt in den Erdboden hinein.

Dekor:
Das ovale Textfeld wird mit Lorbeerzweigen eingerahmt. Darüber schweben zwei Engelsfiguren, die mittig eine fünfzackige Krone halten. Die unteren Ecken sind mit Engelsköpfen über Flügelpaaren dekoriert. Eine gekerbte Linie umrandet die Grabplatte.

Inschrift:
Allhier
ruhet in Gott (der s)el: verstorbene
Herr Johann Joachim Schultz
welcher …(ist?) lehn-Schultze
und v(ornehm?)er Gastwirth in Mellien
welcher gebohren im Jahr Christi 1681
den (2)0ten Febr:
gestorben Ao̅ 1730
den 2(5)ten January,
Seines Alters (49) Jahr, weniger 3 wochen

(Le)ichen-Text
ψ 42. V. 1. 2.
Wie der Hirsch schreyet nach frischem
Waßer so schreyet meine Seele Gott, zu dir
Meine Seele dürstet nach Gott, nach
dem lebendigen Gott, wen̅ werde ich
dahin kom̅en, daß ich Gottes
Angesicht schawe.

Anmerkung:
Johann Joachim Schultz wurde am 20. Februar 1681 als Sohn des Schulzen Hans Schultze in Mellin geboren. Er verheiratete sich im Jahre 1704 mit Margarethe Elisabeth Thieß aus Gr. Oesingen (vgl. Frank Moldenhauer „Ergänzungen zu den Trauregistern der Dörfer des Amtes Diesdorf/Altmark“, erschienen im 83. Jahresbericht des Altmärkischen Geschichtsvereins, S. 129ff). Anschließend übernahm er den Krug- und Schulzenhof seines Vaters.
Vgl. Enders „Die Altmark“ S. 473: „In nicht wenigen Fällen gehörte das Krugrecht zum Lehnschulzenhof. (…) 1677 und erneut 1694 wurde das Privileg des Lehnschulzen und Krügers Hans Schultze im Diesdorfer Amtsdorf Mellin konfirmiert; seit undenklichen Jahren hatte nur er den Bierschank betrieben und Reisende beherbergt, zumal sein verstorbener Vater das Schulzengericht mit großen Kosten neu und so erbaut hatte, daß hohe und niedrige Personen darin bequem logieren konnten. So sollte es bleiben. Das Wirtshaus galt 1726 als Passagekrug …“.
Merkwürdig erscheint die Tasche, dass die Grabplatte heute in dem 10 km Luftlinie von Mellin entfernten Hanum zu finden ist. Lt. Mitteilung von Hartmut Bock aus Jübar kam es dazu, als man die Böschung der Flöße (Verbindungsgraben zwischen einem Tümpel mit Quelle hinter dem Feuerwehrhaus in Hanum und der westlich des Dorfes fließenden Ohre) befestigen wollte. Dazu bediente man sich u. a. auch der Grabplatte aus Mellin. Mittlerweile ist dieses Gewässer weitgehend ausgetrocknet, so dass das Grabmal an ihren heutigen Standort kam.

Lage:
Die Grabplatte lehnt außerhalb der Kirche an der Südwand des Turmes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018