altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Eleonora Sophia Henriette von Pieverling

Domina

Sterbedatum:
13.01.1780
Konfession:
evangelisch
Ort:
Arendsee
Standort:
Kloster-Kreuzgang
GPS:
11.477119 - 52.881263

Beschreibung:
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein besitzt am Rand einige Blessuren.

Dekor:
Schrift und Umrandungslinie sind gekerbt. Über dem Textfeld stehen nebeneinander zwei Wappen. Im horizontal geteilten Schild des linken Wappens (von Pieverling) ist in jeder Hälfte eine Lilie zu sehen. Den Helm zieren zwei gekreuzte Schwerter über einer Krone. Das rechte Wappen (von Borstel) zeigt mittig ein dreiblättrigen Kleeblatt und drei Flügel, die Helmzier besteht aus vier Straußenfedern und drei dazwischen gestellten Fahnen.

Inschrift:
Hier ruhen die Gebeine
der weiland Hochwürdigen u: Hochwolgebornen Frauen,
Fr: ELEONORA SOPHIA HENRIETTE von PIEVERLING.
Sie war den 14 Octob. 1712 gebohren.
Ihr Herr Vater war
Tit: Herr ABRAHAM LUDWIG
von PIEVERLING.

Königl: Preußl: Deichhauptmann der Altemark
u: Erbherr zu Rosenhoff u: Käklitz
Ihre Frau Mutter war
Tit: Frau ANNA MARIA von BORSTEL
Im Jahr 1743 ward Sie Conventualin
des adelichen Klosters alhier.
Seit 1756 hat Sie als Domina dem Kloster
rühmlichst vorgestanden.
Ihr Verhalten gegen Gott u: Menschen war so beschaffen,
daß Sie in Ihrem Leben allgemein hochgeschäzt,
u: Ihr Verlust von allen, die Sie kannten, bedauert ward,
als Ihre geheiligte Seele am 13 Jan: 1780.
zur seeligen Vollendung überging.

Leichen Text: Psalm 39, 5
Herr lehre doch mich daß ein Ende mit mir hab muß
u: mein Leben ein Ziel hat u: ich davon muß.

Anmerkung:
Die Grabplatte findet Erwähnung in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 45. Demnach hat er die Abmessungen 1,15 m × 2,00 m.
Im Kirchenbuch vermerkt der Pastor sehr detailiert die Fakten zur Verstorbenen und zu deren Begräbnis: „Die Domina des hiesigen Klosters, Fräulein Sophia Eleonore Henriette von Pieverling, 67¼ J. an einem Steckfluße plötzlich auf dem Stuhle nach mehrjähriger Kräncklichkeit, von stetem Verdruß u. dabey beobachteten sehr gütlichen Dia…Pflegg. d. 12t Jan: 80. Sie war geb: zu Rosenhof in der Altmark 1712. d. 14. Oct: Ihr Vater war der weiland Hl Abrah: Ludw. v. Pieverling Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Rosenhof u. Kaeklitz, sie wurde hier im Kloster gekleidet … An: 1739., erlangte die Präbende nach Ableben der Kloster-Conventualin von Bardeleben, einer Schwester der ehemaligen Domina gleichen Namens 1744. Wurde nach Ableben der Domina von Platen zur Domina gewählet, ist also nun 24 J. eine sehr mühselige Domina in …tem Verdruß bald mit dem Amtmann Seeland, der dem Kloster im Genuß seiner Revenüen u. sonst im̅er entgegen war, bald mit dieser u. jener Conventualin, die nicht gehorchen wolte, gewesen; und für mich nun schon die 3te Domina, welche ich habe überleben sollen. Sie hatte eine sehr robuste Natur, ansehnlich großer Gestalt; zulezt etliche Jahre unreine Ausschläge der Haut, welche wenn sie einwärts kehrten, ihr große Beängstigungen auf der Brust verursachten, daher sie sich zulezt über empfindliches Flattern des Herzens beklagte. Sie starb am gemeldeten Tage Abends um 7 Uhr, da ich eben um 6 Uhr von ihr weggegangen. Sie hielt sehr auf Ordnung, u. wohnte auch kränklich gern dem öffentl. Gottesdienst bey. Hielt genau darauf, daß das Kloster mit ihr jährlich 4 mal zur Beichte ging u. com̅unicirte, wie es vor alters gebräuchlich gewesen, u. hatten wir Prediger u. die Schul-Collegen an ihr eine große Gönnerin. Sie wurde den 17t Jan: 80 Nachmittages von 2 Uhr an sehr anstandig mit dem Geläute in beyden Kirchen, auch den beyden Glocken über dem Klosterchor in ein gewölbtes Grab dennen dem Grabe der Frl. von Hahn vor dem Altare unter den Com̅union Bänken eingesenkt, um ihrem Verlangen gemäs neben der Leiche der Domina von Bardeleben zu ruhen, diese hatte ich eben vor 30 Jahren einsenken gesehen, auch eine Parentation vor dem Altare gehalten, und nun war zwar der eichene Sarg noch da, aber oben am Deckel schadhaft u. eingefallen, daß er ganz voll Sand geworden. In dem Trauerhause waren nebst den Klosterfräulein noch versamlet der Verstorbenen Bruder u. Schwester, Hl Landrath v. Pieverling u. Frl. v. Pieverl. aus Osterburg. Der Herr Major von Eichstedt u. deßen Frau, Herr Lieutenant von Manstein, dito von Graevenitz, Hl Cornett von Kunow, Hl Oberamtm. Gieseke u. deßen Frau, Hl Amtmann Seeland, mein Hl College Beliz u. deßen Frau, Hl Bürgermeister Staude, H. Rathmann K. Lohdel, H. Postmeister Lange, H. Apotheker Bosse, H. Rector Wenzel u. Hl Collaborator Krause, beyde leztern sungen vor der Abdankung mit den Schulknaben auf dem Kirchhofe vor dem Fenster der Sterbegesang: Christus der ist mein Leben, darauf hielt ich die Standrede (welche nachher die Erben haben drucken laßen) bey geöfneten Flügeln in der Stubenthüre stehend, u. war eine große Menge Zuschauer da, am meisten in der Kirche, die mit vielen Lichtern erhellet war. Obbenannte sämtl. Mannspersonen folgten der Leiche, die durch die Klosterpforte nach dem Amte getragen wurde, um den Glockenthurm bey der Vogtey herum um so zum großen Portal der Kirche hinein. Unterwegens sung die Schule paarweise vor der Leiche das Sterbelied: Freu dich sehr p und bey der Einsenkung: Nun laßt uns den Leib begr. p Ich bekam an Gebühren die gewöhnl. 12 rl. wie ich sch zweymal bey den Leichen der Dominanem v. Bardeleb: u. v. Platen gleichfalls erhalten, Hl Coll. Belitz 10 rr Hl Rect Wenzel 1 rl. Hl Krause 1 rl. Custor 1 rl. und noch …rt für 2maliges Überläuten unten u. oben 1 rl. 18 gl. die Stadt Casse für 2maligen Gebrauch der Glocken, die der Bürgerschaft gehören in der Joh: Kirche 1rl. und die Schulknaben 1 gl. 6 d. Summa 20 rl. 2 gl.“

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb des Kreuzganges an der Nordwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017