altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Ilse Anna Herold verw. Dohausen, Bernde

Koven

Ehefrau des Amtmanns

Sterbedatum:
24.07.1718
Konfession:
evangelisch
Ort:
Oebisfelde
Standort:
Kathrinenkirche
GPS:
10.985913 - 52.429362

Beschreibung
Zustand
:
Das aus Marmor geschaffene Denkmal besitzt an den abstehenden Zierelementen Fehlstellen. Die Schriftplatte am durchzieht ein vertikaler Riss.

Dekor:
Eine Beschreibung des Epitaphs und dessen ehemaligen Standortes ist abgedruckt bei Parisius und Brinkmann „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunst-Denkmäler der Provinz Sachsen“, XX. Heft, Der Kreis Gardelegen, Otto Heudel, Halle/S. 1897, S. 131f: „Der Chorraum birgt einige reiche Grabdenkmäler meist aus dem Ende des 16. Jahrhundert; (…) 4. An derselben Seite (die Ostwand des Chores, F. M.) ist ferner ein merkwürdiges „Ehrenmal“ angebracht in Gestalt zweier Seiten eines achteckigen Turmhelmes, die in eine mässig grosse Blume auslaufend unterhalb derselben von einem Lorbeerkranz zusammengehalten erscheinen. Blumen vertreten die gotischen Turmhelme schmückenden Krabben. Oben sieht man zwei wappenhaltende Engel. Das Wappen links ist mit einer Figur in antikem Feldherrenkostüm ausgefüllt; das rechts von zwei mit den offenen Seiten von einander abgekehrten Mondsicheln, zwischen ihnen eine Wolfsangel und zwei Sterne darunter. Am Sockel sitzen zwei weinende Knaben, die Mitte nimmt ein Pelikan ein. Es ist das „letzte Ehrenaml der weiland wohlgeborenen (…)“."

Inschrift
Wolke oben
:
Letztes
Ehren Denckmahl

linkes Textfeld:
Der Weiland
Wohlgebohrnen Fr.
Frauen
Ilsen Annen
gebohrne̅ Kovin
des
Wohlgebohrnen Hl.
Herrn
Johann Christoph
Herolds
,
HochFürstl. Heßen Hom„
burgischen Hochbestaltlen
Drosten und Raths derer
Aem̅ter Obistfeldt Höten„
Leben und Winnigen,
Erb Herrn auf Canen. u. Rie„
deburg, In Leben Hertzvielgel„
Iebteste Fr. Ehe gemahlin
Welche den 7. Aug. 1669. diese
Welt betreten d. 24. jul. 1718 nach
mittages umb halb 1 Uhr zu
Stendel in 49. Jahre Ihres Al„
ters verlaßen, und den 9. octobr.
Darauf allhier in ihr Erbbegräb„
niß gebracht worden, nach dem Sie
in Ihren Löblich geführten wandel
ihre weiland zwey geliebteste Kinder
und Fr. Mutter **. zur Ruhe„
städte in diesen Gottes Hause befördert
auch damit Ihr Theures Leben gleich
einen Pelikan getrost aufgegeben

rechtes Textfeld:
und
Ihr Christliches Le„
ben vor andern aus
…ündig under Schieden
Ihr Fleißiges beten
Auf Ihren Heiland
jederzeit gegründet,
Ihr gedultiges Leiden
durch Rechte Helden
Proben Standhaftig
über wunden
und
Ihr Seeliges Sterben
durch ein wohl Seeliges
ab Scheiden andächtig
erwiesen
Andern gedienet, und
sich selbst als eine
Rechtschaffene Christin verzehret hat,
welches
zu hertz innigsten andencken
Ehelicher Liebe und Treue
mit vielen Thränen aufrichten
wollen
Ihr Hinter Laßener getreuester
Ehe Mann
Johann Christoph
Herold


Kartusche unten:
Dorothea Maria Lucia,gebohren 1703,
den 22 May gestorben 1704 den 11. aug.
und Carl Christoph welcher gebohren 1705 den 26 May
gestorben 1705 den13 Dec.
** Fr. Anna Maria Heräin ST. Herrn Johann Kovens, Hoch Fürstl.
Braunschw. Lüneb. Zellischen Amtmannes des Hoch Fürstl. Hauses
Campen, wie auch Erb Herrns auf Elseneck Dreyleben, Rum̅ern, und
Bandau, gewesene Ehe gemahlin, so 1700 den 21. NOV.
In 50sten Jahre gestorben und alhier begraben worden.

Anmerkung:
lse Anna Kove wurde am 7. August 1666 in Böseckendorf als Tochter des braunschweig.-lüneburg. Amtsmannes Johann Kove geboren. Sie heiratete 1686 den Amtmann Franz Dohausen († 2.5.1694, Grabplatte an der Nordseite der Kirche in Klötze; vgl. auch Digitale Historische Bibliothek Erfurt-Gotha; http://archive.thulb.uni-jena.de/ufb/receive/ufb_person_00023224).
In zweiter Ehe, die nicht in Oebisfelde geschlossen wurde, heiratete sie den Hessischen Amtmann Heinrich Julius Berndes in Oebisfelde. Nach dessen Tod (am 14. Februar 1699 „in seinen Begräbniß in die Kirche beygesetzet worden“) wurden sie und Johann Christoph Herold lt. Trauregister von Oebisfelde am 20. Oktober 1700 „auf dem Ambt=Hauß alhier Ehelich copuliret.“ 1725 starb Herold. Im Sterberegister von Oebisfelde wurde dazu vermerkt: „den 13. Juny ist dem Wohlgebbrl. Herrn Drost Herolden alhir eine öffentl. Leichen begängnis und Gedächtnis Predigt nebst Parentation in hiesigen Gottes Hause bey volckreicher Versammlung gehalten worden, deßen hinterbliebener Cörper aber nach Canena in sein Erb-Begräbnis gebracht und daselbst begraben,ætatis Suæ 54. Jahr v. 2 Monath“.
Die auf dem Epitaph genannten Todesfälle der Familie Herold/Kove wurden ebenfalls im Oebisfelder Kirchenbuch dokumentiert:
- 1718: „Dominica 17. Post Trinitatis hatt der Wohlgebohrne Herr Johann Christoph Herold, hochfürstl. Heßen Hombl. Hochbestalter Drost und Rath derer Ämbter Obisfeldt, Hötenschleben und Winningen wie auch Erb Herr auf Kanena und Riedeburg seine Frau Gemahlin, welche zu Stendall am 24 July gestorben, und hieher geholet worden mit einer öffentlichen procession und gedächtnis Predigt, nebst gehaltener parentation so von Hln. Pastor Holtheyern in der Kirchen verrichtet in hiesige Kirche bey Vo[l]ckreicher Versamlung begraben laßen Ihres Alters 49. Jahr weniger 13 Tage.“
- 1704: „Am 11 Augl. hat der Hoch Fürstl HeßenHombl. Herr Ambts Rath Johann Christoph Herold sein in Leben liebgewesenes Töchterl. Dorothea Maria Lucia mit einer gehaltener Parentation abens umb 10. Uhr in die Kirche begraben laßen.“
- 1705 „d 13 Xbr. hat der hiesige Hochfürstl. Heßen Homburgische Herr Ambts Rath Johann Christoph Heroldt sein in leben liebgewesenes Söhnlein Carl Christoph mit einer gehaltenen parentation des abends umb 7 Uhr in der Kirchen begraben laßen“.
- 1700 „Dom: 2. Advent, ist Frau Anna Maria gebl. Härain Tit: Hl. Johan Kovens, Hochfl. Braunschwl. Lünebl. Wohlbestaalten Ambtmans zu Campen, Seel. Frau Eheliebste den Sonnabendt vorhero in hiesiger Kirche St. Catharinen unter den geleute und singen in der Kirche beygesetzet und des Sonntags darauf mit einer Leichen-Predigt beerdiget ihres alters 50 Jahr.“

Lage:
Das Epitaph steht innerhalb der Kirche an der Ostwand der Empore über dem südlichen Sakristei-Anbau.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024