altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Henriette Sophie Julie Westphal

Heidepriem

Ehefrau des Bürgermeisters

Sterbedatum:
10.12.1882
Konfession:
evangelisch
Ort:
Tangermünde
Standort:
nordöstliche Stadtmauer
GPS:
11.974012 - 52.544049

Beschreibung
Zustand
:
Die Familiengrabstätte befindet sich in einem intakten baulichen Zustand. Lediglich am Treppengiebel fehlen einige wenige Ziegelabdeckungen.

Aufbau:
Das in Backstein ausgeführte, laubenartige Bauwerk wurde unmittelbar an der nordwestlichen Stadtmauer auf quadratischer Grundfläche errichtet. Stilelemente der Gotik fanden dabei Verwendung. So sind die drei Seiten von hohen, spitzbogenförmigen, in Sandstein gefassten Öffnungen durchbrochen. Über dem vorderen Bogen befinden sich in den Zwickeln zwei Kreuze und darüber eine gusseiserne, querrechteckige Tafel mit erhabener Inschrift. Ein die Stadtmauer geringfügig überragender Treppengiebel mit fünf Spitzbögen bildet den krönenden Abschluss der Schauseite. Unter den seitlichen Dachtraufen befinden sich aus Backstein geformte Friese. Als Vorbild für das Bauwerk könnte die von Stüler entworfene und 1846 ausgeführte offene Laube am gotischen Rathaus gedient haben. Nach Auflassung des ehemaligen Hünerdorfer Friedhofes wurde in dem Gruftgebäude eine Treppe eingefügt, die vor einem spitzbogigen Durchbruch durch die rückwärtige Stadtmauer endet und den Höhenunterschied zwischen dem heute als Spielplatz genutzten Areal vor dem Grabmal und dem hinter der Stadtmauer liegenden Schulhof ausgleicht.

Inschrift:
Ruhestätte
der Familie Westphal.

Anmerkung:
Eine Beschreibung der Geschichte des ehemaligen Hünerdorfer Friedhofes und der Westphal‘schen Familiengrabstätte findet sich auf der Homepage des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt unter „Fund des Monats 2020 August“:
„Die Geschichte des Geländes begann mit dem Ausbau der Stadtmauer im 15. Jahrhundert. Es wurde die vorhandene Stadtmauer erhöht und Wallanlagen nach Nordosten und Westen angelegt. So entstand auch der Stadtgraben, der auf der Nordwestseite heute noch zu erkennen ist. Während und nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt Tangermünde ein Problem! Wohin mit all den Toten? Die Städtischen Friedhöfe reichten nicht mehr aus. Brände, Pest und die Kriegsopfer mussten beigesetzt werden. So kam man darauf die Wallanlagen für die Beisetzungen zu nutzen. Es entstand nach und nach ein Friedhof, der hinter der nördlichen Bebauung der Hünerdorfer Straße begann und sich bis über die Töpferpforte bis zur Notpforte hinzog. So entstand vom 18. bis 20. Jahrhundert ein etablierter Friedhof. So wurde eine Friedhofsmauer errichtet, der Friedhofwerter bekam eine Unterkunft und auch für den Leichenwagen wurde eine Remise gebaut. Bäume und Sträucher wurden gepflanzt und Wege angelegt.
Die Erinnerung an Tote wurde zum Teil durch große Grabbauten erhalten. So kann man heute noch die überirdische Gruftanlage der Familie Westphal erkennen. Die Gruft lehnt sich von außen an die Stadtmauer an beziehungsweise ist mit ihr bautechnisch verzahnt. (…)“.
Nach dem Sterberegister von Tangermünde wurde Carl Ernst Westphal am 11. Januar 1798 in Havelberg geboren. Er war verheiratet mit Henriette Sophie Julie Heidepriem (* Schollene 22. Dezember 1802 † Tangermünde 10. Dezember 1882, Tochter des Bürgers und Schiffers Joachim Heidepriem in Schollene und dessen Ehefrau Dorothea Elisabeth Schöning). Die Kinder dieser Eheleute wurden bis 1832 in Havelberg geboren. Danach übernahm Westphal bis 1865 das Bürgermeisteramt in Tangermünde.
Vgl. Sigrid Brückner „Tangermünder Persönlichkeiten“, erschienen in „Tangermünde 1000 Jahre Geschichte“, Verlag Janos Stekovics, 2018, S. 114, 117. Demnach wurde der Bau Gruftanlage von Westphal nach dem deutsch-französischen Krieg von Westphal veranlasst. Neben den Eheleuten Westphal wurden u. a. auch deren Sohn, der Eisenbahndirektor Karl Westphal (* Havelberg 6. November 1828 † Tangermünde 12. Juni 1915) und dessen Ehefrau Clara Ida Marie von Messerschmidt († Breslau 2. März 1876) hier beigesetzt.

Lage:
Das Grabmal wurde auf dem ehemaligen Hünerdorfer Friedhof unmittelbar an der Stadtmauer errichtet. Nach der Auflassung des Friedhofes entwickelte sich dieses Areal zu einer kleinen Parkanlage, durch die heute die Grete-Minde-Straße verläuft. Das Gruftgebäude dient seitdem als Durchgang zwischen dem Park und dem hinter der Stadtmauer liegenden Schulhof der Comenius-Grundschule.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024