altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Matthias V. von der Schulenburg

Erb- und Gerichtsherr auf Altenhausen, Beetzendorf

Sterbedatum:
17.01.1656
Konfession:
evangelisch
Ort:
Altenhausen
Standort:
Ev. Pfarrkirche St. Trinitatis
GPS:
11.253520 - 52.262590

Beschreibung:
Epitaph Matthias V. von der Schulenburg (*1578 +1656)
Vierzehn Jahre nach dem Tode seines Vaters ließ Alexander III. von der Schulenburg - auf den Tag genau zeitgleich mit dem hölzernen Epitaph für den Bruder - eine seinem Vater gewidmete Gedenktafel in getriebenem und gravierten Messing in der Altenhausener Kirche anbringen.
Die konvex getriebene, oben und unten flachbogig abschließende Tafel im Hochformat ist an ihrem Rand mit einem kleinblättrigen Lorbeerkranz umlegt, ihren umlaufenden äußeren Rahmen bildet eine filigrane, oben bekrönte Komposition aus dekorativ verschlungenem Blüten- und Blattwerk, welche durch unauffällig platzierte Stege mit dem Tafelkorpus verbunden ist.
Die lange, in ihrer Kopfzeile besonders aufwendig gravierte Inschrift in barocker Fraktur ist infolge starker Oxidation des Stückes im Original nur noch mit größter Mühe lesbar. Fritz Schwerin hat ihren Wortlaut jedoch in seiner 1858 herausgegebenen Autobiografie Alexanders III. von der Schulenburg festgehalten. Sie lautet demnach folgendermaßen: "Der Weylandt Hoch=Edelgeborner und Gestrenger Herr Matthias von der Schulenburgk, Daniels Sehl. Sohn, auff Altenhaußen, Betzendorff und Hohenwaschleben, Königlich Schwedischer Raht und Oberhauptmann der Aempter im Holzkreyße des Ertzstiffts Magdeburgk, der Chur- und Markbrandenburg Erbküchen Meister in die 42 Jahr und Fürstl. Magdeburg. Landtraht. Ist Alhier zu Altenhaußen Geboren den 14. November Abendts umb 7 uhr Etzliche Minuten anno 1578. Hatt sich mit der dahmaligen Hoch=Edelgebornen Groß Ehr und Hoch Tugendtreichen Jungfer Margaretha Schencken vom Hauße Flechtingen Vereliget den 1. Octobris Anno 1609. Und mit derselben in Währender Ehe erzeuget 16 Kinder, als 10 Söhne und 6 Töchter: 1. Ehrengardt, so Joachim von Alvensleben zu Erxleben Geheyrathet. 2. Daniel, Rittmeister. 3. Werner, Cornet. 4. Matthias. 5. Alexander, Fürstl. Magdeburg. Landtraht. 6. Henning. 7. Sabina. 8. Anna Catharina. 9. Bernhard Friedrich. 10. Christian. 11. Magdalena Sophia. 12. Jacob Godtfridt. 13. Margaretha. 14. Hans. 15. Eve Agnes. 16. Gustav Adolph, von denen noch vier Anietzo am Leben, als Ehrengardt, Alexander, Fürstl. Magdeburg. Landtraht, Sabina und Gustav Adolph. Selig gestorben den 17. January, Mittags zwischen 11 und 12 uhr Anno 1656. Seines Alters im 78sten Jahre, als 77 Jahr 8 Wochen 2 Tage und 17 Stunden. Begraben und in sein Begräbniß alhier beygesetzet worden den 4. July Anno 1660. GOtt der Allerhöchste Verleihe dem Abgelebten Cörper in der Erden Eine sanffte Ruhe und an Jenem großen Tage eine Vereinigung mit der Seelen und Fröhliche Aufferstehung zum Ewigen Leben. Aus Schuldigster kindlicher Observantz, Liebe, Treu und Pflicht, auch Willigstem Gehorsam dessen hinter Sich verlassenen begehren an die Seinigen hatt Seinem Freundtl. Hertz=vielgeliebtesten Herrn Vater Seel. zu Ehren und Stetswärendem Gedächtniß dieses Epitaphium verfertigen und in diese Altenhäußische Kirche auffrichten und Setzen laßen Sein Sohn Alexander von der Schulenburgk, Fürstl. Magdeburg. Landtraht den 28. Octobris Anno 1670.

Vivit Post Funera Virtus
Ein Mann von Raht und Weisem Sinn
Nimpt doch der Menschen Würger hinn.
Es wäret aber kurtze Zeit,
Weill Er auff Steht Zur Ewigkeit."

Die hinsichtlich ihrer Dimensionen bescheidene, in ihrer Gestaltung aber durchaus reizvolle Tafel, für die sich - soweit bisher erkennbar - in der näheren und weiteren Umgebung kein vergleichbares Stück erhalten hat, ist als Zeitdokument aus mehreren Gründen bedeutsam. Einerseits zeigt sie, wie präzise der Sohn die diesbezüglichen Anordnungen des Vaters zu erfüllen suchte, indem er den Aufwand für das Epitaph möglichst in einem überschaubaren Rahmen hielt, andererseits unterstreicht der Wunsch des Verstorbenen nach möglichster Beschränkung allen Aufwandes dessen eigene Lebenserfahrung, welche sich, bedingt durch die ökonomischen Verwerfungen des ausgehenden 16. Jahrhunderts und die jahrzehntelangen Drangsale des Dreißigjährigen Krieges, im Verzicht auf alle äußere Prachtentfaltung zum Ausdruck bringt.
Zugehörig zum Epitaph ist übrigens eine bescheidene Grabmarkierung im Fußboden des Chorraums zur Rechten des Altars und damit nahe jenem südlichen Gruftanbau, der zuvor die nächsten Angehörigen Matthias V. aufgenommen hatte. Ehedem war dort folgende, noch 1858 erhaltene Inschrift zu lesen: "Ossa Matthiae a Schulenburgk, Danielis filii, Quondam Serenissimi Administratoris Magdeburgensis Consiliarii Provincialis, sepulta ao. 1660. Hoc sacrum ex filiali observantia et amore erga charissimum Patrum filius Alexander a Schulenburgk, Serenissimi Administratoris Magdeburgensis Consiliarii Provincialis, fieri fecit. Anno 1668".
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die inzwischen offenbar abgetretene Inschrift durch einen deutschsprachigen Text ersetzt: "Hier ruhet [...] Matthias von der Schulenburg + 1656". Zur Person: Das bewegte Leben Matthias V. von der Schulenburg (439), Sohn Daniels I. von der Schulenburg und der Ehrengard von Alten a.d.H. Wilkenburg, ist anhand wertvoller Zeitdokumente wie seiner eigenen autobiographischen Aufzeichnungen sowie der Lebensbeschreibung seines Sohnes Alexander III. gut nachvollziehbar. Beide Texte wurden bereits 1858 publiziert, die Originale gingen allerdings 1945 als Teile des Hausarchivs Altenhausen zusammen mit anderen unersetzlichen Stücken zugrunde. Seit 1614 war er Magdeburgischer Landrat. Seine profunde Bildung und seine nie abgerissenen Bindungen an die gelehrte Welt seiner Zeit ebneten ihm 1635 den Weg in die 1617 in Weimar gegründete "Fruchtbringende Gesellschaft" (auch: „Palmenorden“), die erste und größte deutsche Sprachakademie der Frühen Neuzeit.

Material:
Messing, ehem. vergoldet(?), heute dunkel oxidiert, Oberfläche rauh.

Standort:
Chorwand der Kirche zu Altenhausen, links hinter dem Altar.

Literaturquellen:
Zur Person: Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der Schulenburg, Bd. 2, Salzwedel 1847, S. S. 544-547, Fritz Schwerin, Alexander von der Schulenburgs, weiland fürstl. sächs. u. nachher kurfürstl. brandenburgischer Land-Rath im Herzogthum Magdeburg, Erbherr auf Altenhausen, Hohenwarsleben und Betzendorf (…) Lebenslauf, von ihm selbst geschrieben. Nebst Beilagen und einem Anhange (…), Halle 1858, passim, vor allem aber S. 143-156, Georg Schmidt, Das Geschlecht von der Schulenburg, Teil II, Beetzendorf 1899, S. 363-367 sowie Dietrich Werner Graf von der Schulenburg und Hans Wätjen, Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983, Wolfsburg 1984, Taf. 11 sowie S. 152-153. Zum Objekt: Bei Marie-Luise Harksen (Bearb.), Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben, Leipzig 1961, nicht erwähnt, Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 9 (dort unzutreffend als "eisern" bezeichnet).

Text und Foto:
Bernd-Wilhelm Linnemeier, August 2017