altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johannes Christoph Meurer

Pastor

Sterbedatum:
31.03.1740
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Dom St. Nikolai
GPS:
11.860240 - 52.600550

Beschreibung:
Inschrift
Spruchband oben:
HIN FORT IST MIR BEIGELEGET = DIE KRONE DER GERECHTIGKEIT •

Textfeld:
D. O. M.
LEGE
VIATOR. ET. LVGE.
EXVVIAS. HIC REPOSVIT.
VIR.
SVMME. REVERENDVS. AMPLISSIMVS • ATQVE. DOCTISS.
IOANNES. CHRISTOPHORVS. MEVRERVS.
S. S. TH. D. EXCELLENTISSIMVS.
SVPERINTENDENS.
ECCLESIARVM. SCHOLARVMQVE.
VETERIS. MARCHIAE. AC. PRIGNITIAE.
GENERALIS.
INSPECTOR. AC. PASTOR. STENDALIENSIS.
PRIMARIVS.
PER. XLIII. ANNOS. MERITISSIMVS. AC.
FIDELISSIMVS.
QVEM.
STVTGARDIA. PLANTAVIT.
EVSEBIA. EDVCAVIT.
SVPREMVM. NVMEN.
REIP. CHRIST. BONO. CONSERVAVIT.
VIR.
IM̅ORTALITATE. DIGNUS.
SI. ALIVD.
AD. AETERNITEM.
ITER. PATVISSET.
VIXIT.
ANNOS. LXIX. MENSES. IX. DIES. XVII.
OBIIT.
PRID. KAL. APRIL. M. DCC. XL.
PIETATIS. AC. MEMORIAE. CAVSSA.
CIPPVM. HONORI.
IVLIANA. REGINA. HEZLERIA.
VIDVA MOERENS POSVIT
M D CC XL.

Anmerkung:
Eine (heute noch aktuelle) Beschreibung des Denkmals aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg ist abgedruckt in: „Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal Textteil“, Mitteldeutscher Verlag, 2020, S. 142: „59. Grabstein des Johann Christoph Meurer. (...) h 1,97 m. br 1 m. Sandstein mit hellgrauem Kalkfarbenanstrich; Flachrelief. Teile der Krone, des Wappens, Engelflügel, Letter schwarz (oxydierte Vergoldung). Aufgeteilt in Sockelfeld mit Totenkopf zwischen Stundengläsern, rechteckiges Schriftfeld zwischen flachen Pilastern und querrechteckiges, oberes Feld mit zwei fliegenden Putten, die eine Krone über dem Wappen halten. Inschrift in vertiefter, römischer Kapitale: (...). – Wappen: Maurer, wachsend über einer Mauer. Helmzier wachsender Engel mit Hammer und Stern in den Händen. Unterer Rand des Steines abgeschlagen.“
Zum Ableben des Pastors Meurer wurde 1740 im Kirchenbuch des Stendaler Domes vermerkt:: „d 3ten April ist Ihro Hochwürden Hl: Johann Christoph Meurer S. S. Theologiæ Doctor von Ihro Königl: Majest: in Preußen ins 40. Jahr Hoch„Verordneter General Superintend: der alte Marck und Prignitz und Pastor Primarius alhier am Dohm, welcher d 31ten Marty Nachmittag um 3 Uhr gestorben, mit dem gantzen Geläute in der gantzen Stadt des Abends begraben worden, sein Alter 69. Jahr.
Am 3. Weihnachtsfeiertag 1712 ging Meurer im Dom mit „Juliana Regina Hatzlerinn, verwittibte Nährinn“ die Ehe ein.

Einen ausführlichen Lebenslauf des Verstorbenen ist auf der Internetseite „Johann Christoph Meurer (Theologie) – Wikipedia zu finden: „Johann Christoph Meurer (* 13. Juni 1668 in Stuttgart; † 31. März 1740 in Stendal) war ein deutscher Generalsuperintendent in Stendal.
Johann Christoph Meurer wurde als Sohn des Johann Ulrich Meurer (* 29. Oktober 1641 in Besigheim; † 22. März 1693 in Stuttgart), der als Superintendent und Pastor in Stuttgart tätig war, und dessen Ehefrau Anna Margretha geb. Epplen (* 1652; † 1697) geboren. Sein Bruder Johann Ulrich Meurer (* 1673; † unbekannt) ging 1699 nach London (England) und wurde dort Arzt. Seine weiteren Geschwister waren Johann Friedrich Meurer (* 1674; † unbekannt), Anne Margarethe Meurer (* 1676; † 1768), Magdalene Christine Meurer (* 1577; † 1750) und Gottfried Adam Meurer (* 1681; † 1724).
Johann Christoph Meurer besuchte das Fürstliche Gymnasium in Stuttgart, dazu erhielt er noch Privatunterricht. Am 13. Oktober 1687 immatrikulierte er sich bei dem Theologieprofessor Georg Heinrich Keller an der Universität in Tübingen. 1689 erhielt er an der philosophischen Fakultät die Magisterwürde. Im Anschluss besuchte er verschiedene Universitäten und bereiste hierzu Jena, Altdorf und Leipzig, schrieb sich dort jedoch nicht ein, sondern suchte offensichtlich nur Kontakt zu den Gelehrten. Am 26. Oktober 1691 schrieb er sich an der Universität Halle ein. Hier hörte er die philosophischen und juristischen Vorlesungen von Christian Thomasius; vermutlich machte er auch bereits die Bekanntschaft mit Joachim Justus Breithaupt, den ersten Direktor des im August 1691 neu gegründeten Theologischem Seminar. Am 6. Mai 1692 immatrikulierte er an der Universität Wittenberg unter dem Rektorat des Geschichtsprofessors Georg Kaspar Kirchmaier. Bereits drei Tage später, am 9. Mai 1692, gab es eine Disputation unter dem Präses Johann Deutschmann. Die Disputation wurde als Johann Christoph Meurers erste Schrift veröffentlicht. Während dieses Studiums unternahm er eine Bildungsreise nach Helmstedt, von dort aus nach Rostock und Greifswald, reiste nach Kiel und dann nach Belgien und Holland. Im Ausland traf er mit den Theologen Hermann Witsius und Hermann Alexander Roell zusammen.
Nach der feierlichen Eröffnung der Universität Halle kehrte er dorthin zurück und disputierte im August 1694 öffentlich unter dem ersten Prorektor Johann Wilhelm Baier. Anschließend blieb er in Halle und hielt als Magister legens verschiedene Collegia, da er durch eine öffentliche Disputation das Recht erworben hatte, an einer Universität Vorlesungen zu halten. Er unterhielt nun auch engere Kontakte zu Joachim Justus Breithaupt, der ihn eventuell an die pietistische Glaubensvorstellung heranführte, denn Johann Christoph Meurer setzte sich später für die Besetzung vakanter Ämter mit Pietisten ein.
1695 wurde Johann Christoph Meurer zum Prediger in Wolmirstedt berufen. Dieses Amt bekleidete er bis 1700, dann erhielt er die Berufung zum Adjunkt und Amtsnachfolger des Generalsuperintendenten der Altmark und Prignitz, Daniel Bernhardi. Im gleichen Jahr wurde er in Halle Lizenziat und erwarb am 30. Juni 1700 den theologischen Doktorgrad mit seiner unter Joachim Justus Breithaupt verteidigten Inauguraldisputation De adoptionis Spiritu.
Verbunden mit der Generalsuperindentur war die Stendaler Inspektion und das Pastorat. Aufgrund dieser Aufgabenvielfalt wurde dringend ein Adjunkt zur Entlastung des Generalsuperintendenten benötigt. Das gleiche traf auf das Pastorat und die Inspektion in Tangermünde zu, für die nach dem Tod des am 30. März 1704 verstorbenen Predigers Adrian Belcov ein geeigneter Nachfolger gesucht wurde. Der von Meurer vorgeschlagene pietistische Prediger Christoph Matthäus Seidel (* 1668; † 1723) wurde nicht aus seinem Amt als Pfarrer im altmärkischen Schönberg entlassen, so dass er selbst das vakante Pastorat und die Inspektion in Tangermünde neben seinem eigentlichen Amt mit übernahm. Erst 1708 wurde Seidel nach Tangermünde berufen.
1707 wurde Meurer nach Daniel Bernhardis Tod dessen Nachfolger als Generalsuperintendent der Altmark und Prignitz sowie Pastor Primarius an der Domkirche in Stendal sowie Inspektor der dortigen Inspektion. Im gleichen Jahr führte er den bisherigen Konrektor Johann Christian Füssel in das Rektorat in Tangermünde ein, Konrektor wurde Johannes Gansauge.
Mit der Berufung von Christoph Matthäus Seidel nach Tangermünde wurde auch die Verbindung zwischen ihnen beiden enger. Meurer schrieb die Vorrede zu Seidels 1710 veröffentlichter Schrift Eine kurze und leichte METHODE Oder Lehr-Vortrag bey den DEISTEN, einer Übersetzung von Charles Leslies (* 1650; † 1722) Short and easy method with the deists. In dieser Vorrede polemisierte er gegen die Deisten, die Gottes allmächtige Schöpfung und Erkenntnis leugneten und alles der Natur zuschrieben, in Wirklichkeit also Skeptiker und Atheisten seien.
Meurer stand auch mit Johann Albrecht Bengel, einem Hauptvertreter der deutschen Pietisten, in Briefverbindung.
Meurer stellte das Altmärkisch- und Prignitzische neueingerichtete Gesang-Buch zusammen, das 1734 in erster Auflage in Stendal erschien und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ca. 30 Auflagen erlebte. An der Erstellung zu diesem Gesangbuch war Germanus Lüdke beteiligt, der als Archidiakon am Dom in Stendal tätig war. In seiner Vorrede zu dem Gesangbuch betonte Johann Christoph Meurer, dass er sich bemüht habe, nur die Lieder Luthers und der „reinen“ evangelischen Lehre beizubehalten und von den neuen Liedern keine aufzunehmen, die sich nicht bewährt hätten bzw. von den Lehrern der evangelischen Kirche befürwortet wurden, „... die Ordnung und Abtheilung des Gesangbuches an sich selbst, ist dergestalt eingerichtet, daß man mehr auf die Einfalt und Erbauung gesehen, als auf die Accuratesse: weil man bey solcher Art Bücher auf kein Systema Acromaticum zu reflectieren hat ...“.
Nach seinem Tod folgte ihm Johann Rudolph Nolten in das Amt, der 1741 zum Generalsuperintendenten ernannt wurde.
Johann Christoph Meurer heiratete 1712 Juliana Regina Hazler.
Unter der Signatur A 23g Nr. 453 ist das Testament Meurers im Landesarchiv Sachsen-Anhalt am Standort Magdeburg zu finden.

Lage:
Das Epitaph steht im nördlichen Seitenschiff an der Ostwand der 2. Seitenkapelle von Osten.

Foto und Text :
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019/2023