altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann Joachim Neffe

Gastwirt, Brauer

Sterbedatum:
09.08.1729
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860048 - 52.605553

Beschreibung:
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Zwei nebeneinander stehende Textfelder mit vertieften Inschriften werden mit gekerbten Linien gerahmt. Die beschriebene und die daneben stehende Platte ruhen auf einem gemeinsamen, gemauerten Sockel und werden von einem durchlaufenden Gesims bekrönt. Der Wandbereich darüber ist mit aufgemalten Girlanden dekoriert worden.

Inschrift
linke Hälfte:

Hier ruhen
navh vieler unruhe
die erstorbenen gebeine
des S. T. Hl. Johann
Joach. Neffen

weil • vornehmen Bürgers
Brauers und gastwirths hie„
selbst auch 19 Jahr lang getreu„
en vorstehers dieser Kirche
welcher
Ao 1658. d. 24. Sept. in der
Alten St. Saltzwedel in die
unruhe dieses Lebens getrete̅
und darin̅en gewallfahrtet
da Er ao̅. 1678 hieselbst
Bürger worden und mit
Jfr. Elis. Kannenbergs
sich verehlichet.
Ao̅ 1681 das ander Mahl mit
Fr: An: Mar: Schillingen
und 1693 das drittemahl mit
Jfr. Cath. Gebhardie
in den Ehestand getreten
in beyden Letzten Ehen
16 Kinder erzeuget
und endlich
Ao̅. 1729 d. 9 Aug: durch de̅ Tod
zur selige̅ ruhe eingegangen
nachdem Er der welt unruhe ge
tragen 70 Jahr 10 Mohnat 15 tag
Du Leser lern an ihm die
unruh hier verachten und
nach der Himmelsruh die
die droben ist stets trachten

rechte Hälfte:
Auch
ruhet ihrnn
seel • Ehe=Herrn alhier
zur Seite die
hoch Edle, viel Ehr und
tugendbelobte
Frau
Fr. Catharina Neffin
geb. Gebhardin
war auf diese welt gebo
d. 31 Octbr. 1665 zu Ypse
Ihr seel. Herr Vater war
Tit. Hl. Heinrich Christia̅
Gebhardi.

Prediger daselbst.
die Mutter Fr. An. Clara
Hübnern.

Sie genoß 37 Jahr eine
gesegnete Ehe, Zeügete
8 Söhne und 2 Töchter, von
welchen sie 14 Enckel sahe.
Nach zurück gelegten
23 Jahrigen Witwen
stande entschlief Sie
den 26 Mart • 1753.
Selig im HERRN.

fuhr zu ihren Vätern in Frid
e̅ und ward in guten Alter
begraben, denn die Zahl
Ihrer Tage war 87 Jahr
5 Mon • weniger 5 Tage.

Anmerkung:
Im Kirchenbuch der Stendaler Marienkirche wurden die beiden Sterbefälle schriftlich festgehalten:
- 1729: „Hl. johann joachim Neffe, Soltqvell., Bürger, Brauer, Gastwirt u. Vorsteher unserer St. Marien Kirche alhier ist am 9 Aug: Abends 4 Uhr gestorben, und den 14 ejd. in der St. Marien-Kirche mit eienr parentation u. Leichen-predigt begraben æt 72 j 8 T.“
- 1753 „d. 26. Mart. morgens um 9 Uhr starb nach einem ½ jährigen Lagerhinter der Kirche Fr. Cathar. Neffin geb. Gebhardin Seel. Hl. Joh. Joach. Neffens, weyl. Brauers u. Gastwirts, auch Vorstehers unserer Kirche, hinterlaßene Fr. Wittwe. Ihres Alters 87 jahr, 5. Mon. weniger 5 Tage. Sie ward d. 29. ej. cum parent. abends in der Kirche beygesetzt in der Gegend unter der Orgel.“
Johann Joachim Neffe wurde am 24. September 1658 in der Marienkirche zu Salzwedel als Sohn des Anthonius Neffe („Quintus scholæ“) getauft. Anthonius Neffe war seit dem 5. November 1657 mit Catharina Sirow, der Witwe des Joachim Grieben (Trauung am 16. Juni 1646) und der Tochter des Bürgers der Salzwedeler Neustadt, Jacob Sirow, verheiratet.
Entgegen der Angabe auf dem Grabmal fand die Eheschließung dieser Eheleute Neffe/Gebhardi bereits 1692 statt: „M johann Joachim Neffe, hiesiger Bürger u. Schuster, viduus, und deßen Braut Jgfr Catharina Gebhardinn, Hl Heinrich Christian Gebhardi, wollverdienter Predigers zu Ipse eheleiblichen Tochter“. Als Datum der dritten Proklamation wurde der 24. Sonntag nach Trinitatis angegeben. Die auf dem Denkmal erwähnten vorherigen Eheschließungen Neffes fanden nicht in der Marienkirche statt.
Der Brautvater Johann Christian Gebhardi († Ipse 1694 „27 und einhalb jähriger Pastor hieselbst gestorben um Laurentii“), war von 1667 bis zu seinem Tod Pastor in Ipse und betreute von 1678 bis 1688 die Pfarrstelle in Weteritz mit (siehe Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 161). Am 9. September 1662 ging er in Apenburg als Student der Theologie die Ehe mit Anna Clara Hübener, der Tochter des dortigen Pastors Lazarus Hübener, ein.
Die Grabplatte der Tochter der verstorben Eheleute Neffe/Gebhardi steht unmittelbar nördlich neben der Beschriebenen.
Der exakte Begräbnisort der Ehefrau innerhalb der Kirche wurde ursprünglich durch einen kleinen quadratischen Grabstein markiert, der heute im südlichen Seitenschiff in einem Sandsteinplatten-Streifen liegt, der zur Gliederung des Ziegelstein-Fußbodens zwischen Pfeiler und Außenwand dient.

Lage:
Das Epitaph steht innerhalb der Kirche an der Westwand des nördlichen Seitenschiffes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020