Beschreibung:
Zustand:
Das Linke der vier Textfelder besitzt eine durch Schlag beschädigte Stelle.

Dekor:
Auf einem geschwungenen Sockel mit vorgesetzter Schriftkartusche erhebt sich das aus Sandstein gefertigte und farbig gefasste Denkmal. Zwischen zwei weiteren, nebeneinander angeordneten Kartuschen mit vertieften Inschriften, die mit Akanthusblättern eingefasst sind, stehen zwei flammende Herzen, woven das Rechte zusätzlich beflügelt ist. Nach oben schließt das Epitaph mit einem sich verjüngenden Baldachin ab. Zwei Medaillons, die Wappen (linker Schild: vier sechszackige Sterne, die eins zu zwei zu eins angeordnet sind; rechter Schild: ein aufrechtstehender Anker) zeigen und ein weiteres Textfeld befinden sich auf der Draperie. Auf dem Baldachin thront eine flammende Vase. Der bemalte Wandbereich um das Denkmal zeigt zudem eine üppige Draperie.

Inschrift
Baldachin:
Joh. 16. v. 33
Mein Leser.
Hast du in der Welt Angst
so suche in Christo Friede
wie

linke Kartusche:
Frau Albertina Juli =
ana Luzin,
welche gebohren A. 1691. d. 27. Febr:
in Ober = Kotzau bey Hof im Voigtland.
von
Herr Joh. Peter Luz, Brandenbrl: Rath
und Amtmann.
und Frau Catharina Bohnerin.
verheyrathet 1713. d. 13. Aug:
Sie gebahr 6. Kinder, 2. Söhne u: 1. verheyra:
thete Tochter giengen ihr zuvor in die Ewigk:
2. Söhne und 1. Tochter hinterließ Sie
Sie sahe 4 KindesKinder
und, da Sie viel äußerl: und innerl:
Leiden ausgestanden
starb Sie 1745. d. 4 Junii Alt 54. J.
3. M. 3. T. im Ehest: gel. 32. J.
Ihrer Seele thut
der Hl: gutes
Ps. 116. v. 7.

rechte Kartusche:
und Herr
Christian Hil =
mar Hoffmann,
welcher gebohren A. 1687. d. 6. Apr:
zu Berkach in der Graffsch: Henneberg
von
Herr Joh: Georg Hoffmann,
Prediger daselbst und hernach zu Miltz.
und Fr: Maria Magdalena Müllerin.
frequent: das Gymn: zu Gotha 8. Jahr.
Studirete in Halle 3.½ Jahr.
conditionirete im Voigtlande u: Berlin 3. J:
wurde vociret, nach Gohre u Döbbelin ao̅. 1713
nach Lindstedt, u. Seethen 1722.
nach Stendal zum Archid: Mar: 1734
starb d. 23. Jan. 1766. alt 79 J. w. 10 w
Ich rief Gott sey mir armen
Sünder gnädig.
Er sprach: getrost,
du bist von Sün =
den ledig
Luc. 18. 13. 14.

untere Kartusche:
Unter diesem 3ten Stein
ruhen die Gebeine
Der Weyl: HochEdl: und Tugendbelobten Frau, Fr: Charlotte Margareth: Hermes,
welche 1718. zu Tuchen gebohr: von Herrn Christoph Wilhelm Hermes Königl: Amtman̅
in Derben und Frau Eliesabetha Euphrosina Grabaus.
Nach deren frühzeitigen Absterben, Sie sich 14. Jahr in Lüneburg aufgehalten
ist Sie d. 31. Oct: 1749 an Hl:. Hoffmann. A. M alhier in Stendal verheyrath: worde
Demselben wurde Sie von der Seite aus dieser verführerischen Welt, durch einen
plötzl: doch seeligen Tod gerißen d. 4. Aug: 1751. gegen 4. U. Nachm: nach dem Sie
d. 2. Aug: früh gegen 7. U. ein Söhnl: Abraham Christian, glückl: gebohren hatte.
u: also durch eine schnelle Geburt zum ewigen Leben ausgebohr: worde̅
Mit hinterlaßenen Trost: Was Gott thut das ist wohl gethan
Ren...cendi ...dio terrena retinavo.

Anmerkung:
Im Kirchenbuch der Marienkirche zu Stendal wurden die drei Sterbefälle dokumentiert.
1745: „d. 4. Jun. mittags um 2 Uhr starb des Zeitigen ArchiDiac. Hl. Hoffmanns Ehefrau Fr. Albertina Juliana Lucius verehel. Hoffmann nach einer 10 monathl. Kranckheit an der Schwindsucht u. Waßersucht. Sie ward Fer. II. Pentec. öffentl. cum parentatione funebri begraben in der Kirche, æt. 54 Jahr 3 Mon. u. 3 Tage.“
1751 „d. 4. Aug. nachmittage um 4 Uhr starb dHl. Arch-Diac. Christian Hilmar Hoffmanns Ehefrau Fr. Charlotte Margar. Hoffmannin geb. Hermsen. nachdem sie 2 Tage vorher, als des Montags früh, eines jungen Sohnes genesen im 34. jahr ihres Alters. Sie ward d. 5. ej. abends in der stille u. zwar in der Kirche in der so genandten Kalck Cam̅er beygesetzt.“
1766 „Hl Christian Hilmar Hoffmann, an die 31 jahr bey der Mar. Kirche gewesener Arch-Diaconus starb d. 23. Jan. im 78 jahr u. 10 Mon. seines Alters mittags um 12 Uhr an einen Steckfluße, an dem er schon über ¾ jahr war öffters überfallen worden. Er war d. 26 ej. ... Dom. Septuag. nach der nachmittags Predigt cum parentatione, Gesang u einem puls in der Kirche, u. zwar in der sogenandten Kalck-Cammer begraben. War im Predigt-Amte gestanden 51 jahr.“
In der Marienkirche fand lediglich am 31. Oktober 1749 die zweite Eheschließung mit Charlotte Margarethe Hermessen, der jüngsten Tochter des königlichen Amtmannes zu Derben und Ferchland, Christoph Wilhelm Hermes, statt.
Siehe auch Czubatynski „Evangelischen Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 193. Demnach wurde Hoffman am 15. April 1713 als Pastor nach Gohre berufen. Ab 1722 hatte er die Pfarrstelle in Lindstedt inne, bevor er 1734 Pastor der Marienkirche in Stendal wurde.

Lage:
Das Epitaph steht innerhalb der Taufkapelle, einem Anbau am südwestlichen Ende des Kirchenschiffes, an deren Südwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020