altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Andreas Engel

Brauer

Sterbedatum:
21.11.1759
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860138 - 52.605622

Beschreibung:
Zustand:
Das Sandstein-Epitaph ist vollständig erhalten.

Dekor:
Im Sockelbereich stehen zwischen zwei Pilastern zwei Kartuschen mit vertieften Inschriften. Darüber erheben sich zwei Textfelder, die oben und unten gewölbt abschließen. Die Trennung dazwischen wird von einer Girlande aus Blättern und Blumengebinden gebildet. Die seitlichen Pilaster tragen ein bogenförmiges Gesims, unter dem eine Kartusche mit den Monogrammen der Verstorbenen angeordnet ist. Die darüber vor einer Wolke schwebenden Putten halten mittig einen Lorbeerkranz. Das Denkmal besitzt eine farbige Fassung.

Inschrift
linke Hälfte:

Hier schläft
bis zur allgemeinen
Erwekung
der sterblichen Überrest eines
guten Christen,
wohlgesinnten Bürgers,
verträglichen Eheman̅es,
gutmeinenden Kindes u. Bruders,
treugesinnten Vaters,
u: durchgängigen Freundes der Noht=
leidenden, nemlich
Herrn ANDREAS ENGELS
welcher d. 23. Apr: 1683. in Garchau
ohnweit von hier in der damahl:
Pestzeit geboren worden,
nach erlernter väterl: Profeßion aber
mit Mutter u. Schwester einige Jahre
friedl: gewirtschaftet u: endlich
ao̅. 1719. mit Fr: Annen Marien
Rahterfahrtin
aus Osterburg als
seiner Mutter Bruders ältest: Jgfr:
Tochter verheyraht: u: die Braü, Nahr
u: Wirtschaft betrieben, darauf aber 2
Söhne u: 4. Töchter gezeuget, u: nach
einen gesegneten Aufenthalt in dieser
Zeitlichk: d. 21. Nov: 1759. an einem Schlag
flüße in seinen BerufsGeschäften aus die
se Zeitlk: gegangen: nachdem er eine ge=
raume Zeit wolverdient Vorsteher des hie=
sigen St: Annen Clost: u: Ältester der löbl:
Brauerschaft gewesen
in einem Alter von 76. Jahren
u: 7. Monath.

Kartusche unten links:
Leich Text
1. B. Mose 32. v. 10
Ich bin zugeringe aller
Barmhertzigkeit

rechte Hälfte:
Und alhier
ruhet in gleichmä=
ßiger Hoffnung der Aufer
stehung
eine fromme Christin,
eine gelaßene Ehegattin
eine getreue Mutter,
redliche Freundin und
friedliebende Bürgerin
Frau ANNA MARIA
RAHTERFAHRTEN

verehel: ENGELN
so d. 24. Jul: 1687 in Osterburg
von Hl: Andreas Rahterfahrten
Bürgern u. Brauern gezeuget
und
im Jahr 1719 mit dem neben
schlaffenden Vetter
Hl: Andreas Engeln verheyratl:
40 Jahr in gesegneter Ehe
gelebet
und
mit Ihrem lieben Ehemanne
6. Kinder u: ... Enckelinnen
gesehen hat;
d. 6. Jul. 1770 endlich in einem
zufriedenen Alter von 83 Jahren
Monaten u: 18 Tagen
im Herrn selig
verstorben ist.

Kartusche unten rechts:
1. Joh. 3. v. 2
Es ist noch nicht
erschienen

Anmerkung:
In der Taufkapelle liegt ein kleiner quadratischer Grabstein, der ehemals den exakten Begräbnisort des Andreas Engel innerhalb der Kirche markierte. Von dessen Ehefrau ist ein Grabstein mit dem gleichen Zweck in einer Seitenkapelle des südlichen Chorumganges erhalten geblieben.
Im Heiratsregister der Marienkirche von 1718 ist die Proklamation der Eheleute Engel/Ratelfahrt zu finden. Demnach war Andreas Engel ein Sohn des Bürgers und Schneiders Michael Engel in Stendal. Dessen Braut war die älteste Tochter des Brauers und „Civis literati“ Andreas Ratelfahr zu Osterburg.
Ferner wurde im Sterberegister dokumentiert:
- 1759: „d. 21. Nov. abends um 7½ Uhr starb in der Brüderstraße am Schlage Kl. Andr. Engel Bürger und Brauer, auch dieser Gülde Eltester, auch vieljähriger Vorsteher des hiesigen St. Annen Klosters. Ein guter Geist u. redl. Bürger. Seines Alters 76 jahr u. 7. Mon. er ward d. 25 ej. Abends cum parentatione in der Kirche beygesetzt, unter den Mannes Stühlen bey Neffens Kirchen Thüre zur lincken hand, wenn man eintritt.“
- 1770 zu Anna Maria geb. Ratelfahrt:: „d. 6. Jul. nachmittages um 3½ Uhr, starb nach einen Lager von 18 Wochen an einem Geschwür im Gesichte. Sie war die Wibte von Hl. Andreas Engeln, Bürger u. Brauer, und der Brauer Gülde Erster Eltester, der d. 21 Nov. 1759. verstorben. Sie war alt worden 83 jahr, weniger 19. Tage. Ward d. 9. Jul. abends cum parentatione in der Kirche, gleich im Eingangs bey Neffens Thüre, begraben.“

Lage:
Das Epitaph steht an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs zwischen der fünften Seitenkapelle (von Osten gesehen) und dem Nordwest-Portal.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020