altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Georg Friedrich von Bismarck

Offizier

Sterbedatum:
10.05.1696
Konfession:
evangelisch
Ort:
Schönhausen/Elbe
Standort:
Kirche
GPS:
12.035998 - 52.582790

Beschreibung:
Zustand:
Teile des Zierrats des hölzernen Epitaphs und fünf der 16 Ahnenwappen fehlen.

Dekor:
Ein mit 16 Ahnenwappen und dem Bismarck-Wappen dekoriertes, Medaillon steht auf einer Konsole. Seitlich davon befinden sich vor reichlichem Fahnenschmuck verschiedene militärische Trophäen (Geschützrohre, Kanonenkugeln, Trommeln, Handschuhe, Schwerter, Gewehre, etc). Nach oben schließt das Denkmal mit einem Gesims ab, auf dem weitere Militaria um den Kriegsgott Mars positioniert sind. An der Konsole befindet sich eine weitere, mit Akanthusblattwerk verzierte Kartusche. Das Epitaph besitzt eine farbige Fassung. In dem Medaillon und in der Kartusche sind Inschriften aufgemalt.

Inschrift
Medaillon:

Wir
haben hier keine
bleibende Stadt,
sondern die zukünftige
suchen wir
Ebraer 13. v. 14.

Kartusche:
Herr Georg Friedrich von Bismark
Schönhausen und Fischbeck et Damersleben
Erbherr, welcher Anno 1667 den 21: Octobr geb
und An̅o 1696 den 10: Mai Abends zwischen 10
und 11 Uhr selig verschieden. Seines Alters
28 Jahr, 6 M. 10 Tage.

Anmerkung:
Der Verstorbene war der jüngste Sohn des Augustus von Bismarck (1611 – 1670), Herr auf Schönhausen, Fischbeck, Briest und Domersleben, und dessen dritter Ehefrau Fredike Sophie von Möllendorff (1644 – 1698). Vgl. Georg Schmidt „Schönhausen und die Familie von Bismarck.“ Berlin 1898, S. 78f: „3. Georg Friedrich, * zu Schönhausen 9. November 1667 † 10. Mai 1696. Nachdem er zunächst von Privatpräceptoren unterrichtet worden war, trat er im fünfzehnten Jahre in die brandenburgische Leib = Garde ein, bei welcher er zwei Jahre verblieb und „in Kriegs= und anderen Exercitiis sich wohl verhielt“. Mit dem Derfflinger‘schen Regiment zu Fuß unter dem Generalmajor v. der Marwitz, in welches er als Sergeant eintrat, ging er nach Ungarn und nahm an der Belagerung und Eroberung Ofens theil, wobei er Fähnrichsdienste leistete. In seiner Leichenpredigt heißt es: „Mit einer Kugel durch den einen Arm und durch den Oberleib geschossen, lag er anderthalb Tag unter den Todten und würde sich verblutet haben, würde ihn nicht ein Kapitainlieutenant angetroffen und es seinem Schwager, dem Obersten Bernhard Christian v. Schönbeck, gemeldet. Dieser konnte sich seiner persönlich nicht annehmen, da er den Türken nach Esseg folgen mußte, aber er sorgte doch dafür, daß der schwer Verwundete nach Komorren gebracht wurde, wo er genas. Auch an der Ruhr und an der Ungar’schen Krankheit hatte er auf diesem Kriegszug schwer zu leiden.“
Am 31. März 1687 stellte ihm der Generalwachtmeister Kurt Hildebrandt v. der Marwitz einen Paß (Archiv zu Schönhausen) mit der Bescheinigung aus, daß er bei seinem Regiment zu Fuß 30 Monate als Sergeant und 4 Monate als Fähnrich gedient und zumal in der Kampagne wider den Erbfeind in Ungarn und bei der Eroberung von Ofen sich tapfer erwiesen habe, daß er sich zum Offizier sehr wohl eigene und daß er ihn gern länger bei seinem Regiment behalten würde, wenn er nicht sein Kriegsglück anderweit versuchen wolle.
Er trat in holländische Dienste, in denen er als Kompagnielieutetnant bei dem Gräflich Lippe’schen Regiment unter dem Rittmeister Matthias Gebhard v. der Schulenburg an der Belagerung und Eroberung von Bonn und an den Kämpfen vor Kaiserwerth theilnahm. Bei Kaiserwerth wurde sein Gaul erschossen. Bei Fleury erhielt sein Pferd eine Schuß durch den Hals, er selbst einen solchen in die rechte Seite. Dabei wurde ihm der Zügel vom Pferde weggehauen, so daß er die Direktion desselben verlor und den Feinden als Gefangener in die Hände fiel. Bei seiner Gefangennehmung schlug ihm „das Pulver eines Schusses derart ins Gesicht, daß er die Zeichen davon bis an sein Ende im Antlitz trug“. Mit der einen Pistole, welche er verborgen gehalten, erschoß er den einen der ihn führenden Franzosen und hielt sich, nachdem er die Feldbinde und die Feldzeichen abgelegt und den Zügel des Pferdes wieder zusammengebunden hatte, so lange bei den Franzosen auf, bis er wieder sein holländisches Regiment erreichte. In Charleroi unterwarf er dann seine Wunden der ärztlichen Behandlung. Auch im nächsten Jahre nahm er am Treffen bei Steenkerken theil, in welchem er völlig unversehrt bliebt. Nach mehreren Kampagnen bei der Niederländischen Armee trat er zu der Kaiserlichen Armee über, wurde aber durch ein Quartan = Fieber zur Rückkehr in die Heimath genöthigt. Nach ¾ Jahren von seiner Krankheit genesen, ging er als Volontär mit der Kaiserlichen Armee nach dem Rhein ins französische Gebiet bis nahe an Straßburg heran und erhielt vom Kaiserlichen Generallieutenant Fürsten von Württemberg das Versprechen der Anstellung. Kurze Zeit, nachdem er zu Schönhausen einer Hals = und Brustkrankheit erlegen war, lief von demselben ein Schreiben ein, wonach ihm eine Kompagnie zu Pferde verliehen worden war.
Außer diesen Mittheilungen aus seiner Leichenpredigt (Archiv zu Schönhausen) ist nur noch zu erwähnen, daß er 14. November 1695 mit seinen Vettern Christoph Friedrich und Ludolf und seinem Bruder Augustus die Belehnung über Schönhausen empfing. Ein Denkmal in der Kirche zu Schönhausen zeigt Kriegstrophäen sowie Waffen aus dem Türkenkriege mit den Daten seiner Geburt und seines Todes unter Angabe seines Alters auf 28 Jahre 6 Monate und 10 Tage. Sein Bild hängt ebenfalls in der Kirche.“
Im Kirchenbuch von Schönhausen wurde 1696 dokumentiert: „den 10. Maij, der Hl. Lieutenant Georg Friedrich von Bißmarck des Nachts zwischen 10. u. 11. uhr, seeliglich entschlaffen, und den 2. Julij solenniter tumuliret ist.“

Lage:
Das Epitaph hängt innerhalb der Kirche an der Nordwand des Chores.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020