altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Dorothea Catharina Pistorius

Tochter des Diakons

Sterbedatum:
29.12.1726
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860784 - 52.605687

Beschreibung:
Zustand:
Das Epitaph aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Eine erhabene Lorbeergirlande umrahmt das ovale Textfeld mit vertiefter Schrift. In den unteren Ecken der Grabplatte stehen Engelsköpfe über Flügelpaaren. Über dem Schriftfeld schweben zwei Putten, die eine mit einer fünfzackige Krone dekorierten Tafel mit dem Monogramm „DCP“ halten. Ein geschwungenes Gesims bildet den oberen Abschluss des farbig gefassten Denkmals.

Inschrift:
Nim̅ hin
Meine Tochter
DOROTHEA CATHARINA
den Letzten Kuß,
zu Lindrung meiner Wunde
Der erste Kuß bey deiner Geburt in Gardel. 2 Jun 1691
war mir süß
Ich ümfing dich als ein Pfand Gottes,
durch deinen Vater
H. JOH. WERN. PISTORIUS, dam: R. Sch. GarD
Aber ach! wie bittersüß ist dieser letzte Kuß!
Doch empfimdst Du ihn nicht.
Drum laß deine unglükl. Mutter,
Diesen Stein Dir mit Thränen weihen.
Du hasts verdient.
Deine standh: Gottesfurcht,
Dein williger Gehorsam,
Dein freundl: Dienst,
Deine keusche Stille,
War deiner Eltern Lust im Leben.
Du warst mein Rath im Witwenstande,
Im Alter mein Stab,
In Schwachheit Aug und Ohr,
Wer wird mich nun halten, daß ich nicht falle?
Wer will mit mir beten!
Wer wird meinen Ohren Gottes wort zurufen!
Ach ich unglückl: Mutter!
Doch mein Unglück ist dein Glücke!
Du Braut des Lammes.
Bekom̅st nun beßre Küße.
Du hast was wir Hoffen. Du hast verlassen,
Was wir auch einmal laßen.
Du hast überwunden, da wir noch kämpfen.
Du hast die Cron, darnach wir ringen.
Leicht: Sechs Trübsaln haben Dir manche Thräne ausgeprest.
Hiob. V. Aber dein Seelen-Bräutigam hat dich erlöst.
vers 19 In der 7. am Sterbtag, 29 Dec: 1726. bist du nicht Üm…n̅en
Drum stille! Thränen!
Glück zu! Glück zu! mein Kind!
Dein Glück blühet. Lebe wohl im Himmel!
Bald wollen wir uns dort sehn u. ewig küßen.
Dies Denckmahl nim̅ nur von deiner Mutter
MAR. GERTR. WILRICHEN

Anmerkung:
Die Verstorbene wurde als Tochter des Stendaler Diakons und ehemaligen Rektors zu Gardelegen, Johann Werner Pistorius (* Barby 31. Januar 1650 † Stendal 9. März 1711), und dessen Ehefrau Maria Gertrud Wilrich (* Helmstedt 17. Mai 1656 † Stendal 26. Mai 1727) geboren.
Zu ihrem Ableben 1727 hält das Sterberegister der Marienkirche fest: „D. 29. Xbr hora merid: anni præteriiti starb J. Doroth. Cathar. Pistorien, Seel. Hln. Joh. Wern. Pistorii, weiland Archi-Diaconi Mariani alhier, hinterl. Eheleibl. Tochter, und ward den 5ten Januarii darauf in benandter Kirche nahe an der Capelle, worinne ihr seel. Vater ruhet mit einer parentation u. leichen-predigt begraben, u. ist ihr Grab mit einem QvaderStein, worauf ihr Nahme stehet, u. welcher auf ihr Epitaphu in gedachter Capelle weiset, bezeichnet æt 35 J.“
An der gegenüberliegenden Wand derselben Seitenkapelle befindet sich das erwähnte Grabmal der Eltern und einiger Geschwister der Verstorbenen.

Lage:
Das Epitaph wurde in die Wand einer Seitenkapelle des Chorumganges eingelassen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019