altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann Ludolf Parisius

Superintendent

Sterbedatum:
01.01.1829
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gardelegen
Standort:
Nicolaikirche
GPS:
11.389786 - 52.528838

Beschreibung:
Zustand:
An hervorstehenden Kanten sind etliche Fehlstellen zu beklagen. Die gesamte Oberfläche des Grabmals aus Sandstein ist verwittert, so dass die Lesbarkeit von Inschriften und Ornamenten nur noch mit Mühe möglich ist. Die Südseite befindet sich im besten Erhaltungszustand.

Dekor:
Auf einem Sockel mit quadratischer Grundfläche steht der Grabstein mit vertieften Inschriften an den Seiten. Über jedem Textfeld ist ein Schmuckelement angebracht (Ostseite: Sense und gesenkte Fackel in einem Kranz, Nordseite: Blumengebinde(?), Westseite: Gebinde aus Flügel und Zweigen, Südseite: sich in den Schwanz beißende Schlange dekorierte mit Zweigen). Der Denkstein schließt nach oben mit einer überkragenden Platte, auf der mittig eine mit Tuch und Schlange dekorierte Vase steht, ab.

Inschrift
Ostseite:

Hier ruhet in Frieden
Herr Johann Ludolf
Parisius

Pastor Königl Superintendent
und Direktor (des) hiesigen
Schulle(hrerseminars) ...
... ...en zu Berlin
... 10ten Novbr. 1760
... 1ten Januar 1829

Nordseite:
Spr. Sal. 10, 7
Das Gedächtnis
des Gerechten
bleibt im Segen.

Westseite:
Ihm
... frommen Vater
... aus kindlicher Liebe
und Dankbarkeit dies Denk„
mahl die trauernden Kinder
und Kindes„
kinder.

Südseite:
Selig Alle,
die im Herrn entschliefen,
Selig Vater,
Selig bist auch Du!
Engel brachten Dir den Kranz
und riefen,
und Du gingst in Got(tes) Ruh.

Anmerkung:
Nach der Zerstörung der Nicolaikirche im 2. Weltkrieg stehen vom Kirchenschiff nur noch die Außenmauern. Die Nutzung des Raumes als Lapidarium wurde später in Erwägung gezogen. Vor diesem Hintergrund kam das beschriebene Grabmal, das ursprünglich auf dem Friedhof seinen Platz hatte, in die Nicolaikirche.
Vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 253. Demnach wurde der Verstorbene am 10. November 1760 geboren. Nach seinem Studium an der Universität Halle/S. wirkte er als Pastor und ab 1806 auch als Superintendent in Gardelegen.
Siehe auch Bauke „Mittheilungen über die Stadt und den Landräthlichen Kreis Gardelegen“, Franzen und Große Stendal 1832, S. 250. „Johann Ludolph Parisius, geboren 1760 zu Berlin, folgte als Knabe seinem Vater nach Gardelegen, wo er seine Schulstudien unter dem Rector Frenzel vollendete. In Halle bildete er sich zum Theologen und ward 1786 zum zweiten Diakonus der Marienkirche von Gardelegen erwählt. Hier stieg er in dem üblichen Stufengange weiter, ward 1806 Gehülfe des Superintendenten Sadewasser und nach dessen Tode 1809 dessen Nachfolger. Von seinem Fleiße zeugt eine nicht geringe Zahl schriftstellerischer Arbeiten, so wie die Treue, womit er sich den unzähligen Geschäften unterzog, welche eine Zeit veranlassen mußte, die so wechselvoll war und auch seinen Wirkungskreis mit ihren Wechseln nicht verschonte. Unter seiner Mitwirkung entstand 1821 das Schullehrer = Seminar, dessen Director er ward. Seines ältern Sohnes erfreuete er sich in den drei letzten Jahren seines Lebens als eines sehr erwünschten Gehülfen. Seit mehren Jahren bedrohete eine höchst gefährliche Halsentzündung seine Luftröhre, siegte zuletzt über alle Menschenkunst und setzte ihm das Ziel seiner Erdentage am 1. Januar 1829 in einem Alter von 68 Jahren.“
Im Kirchenbuch der Nicolaikirche zu Gardelegen wurde 1829 vermerkt: „Am Begräbnißtag ist von 11 bis 12 Uhr in beiden Kirchen mit dem ganzen Geläut, drei Pulse geläutet. Die Träger waren (nach der Wahl des Hl. Superinrendentens) alte angesehene Bürger; wie er es schon in voraus angeordnet hatte.“ Das Begräbnis fand am 4. November auf dem Nicolai-Kirchhof statt. Parisius starb an einer Luftröhrenentzündung und hinterließ zwei Töchter und zwei Söhne.“ Er war verheiratet mit Anna Dorothea Charlotte Zarnack († Gardelegen 16. April 1817, Brustfieber „Arzt gebrauchet“).

Lage:
Das Grabmal steht in der Nordwestecke des Mittelschiffes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019