altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Wilhelm Ferdinand August von Kahlden

Offizier, Gutsbesitzer

Sterbedatum:
04.11.1837
Konfession:
evangelisch
Ort:
Krumke
Standort:
Friedhof
GPS:
11.717399 - 52.798520

Beschreibung
Zustand
:
Das Grabmal ist vollständig erhalten. Unter dem Textfeld der Nordseite ist der Platz für mindestens eine weitere Inschrift vorgehalten worden.

Dekor:
Der quaderförmige Grabstein aus Granit steht auf einem Sockel mit rechteckiger Grundfläche. Die vier Seitenflächen besitzen einen erhabenen Rand und tragen erhabene Inschriften.

Inschrift
Westseite
:
Leopold von Kahlden
geb. d. 4. Januar 1751,
gest. d. 11. Februar 1837.

Südseite:
Wilhelm von Kahlden
geb. d. 10. März
1794,
gest. d. 4. November
1837.
Ida von Kahlden
geb. Barkow
geb. d. 12. November
1797,
gest. d. 19. Februar
1872.

Ostseite:
Otto von Kahlden
geb. d. 1. Januar 1829,
gest. d. 31. August 1900.
Adeheid Sophie von Kahlden
verwittwete von Witzendorff
geb. von Witzendorff
geb. d. 4. November 1829,
gest. d. 7. Mai 1882.
Friedrich Wilhelm Max von Kahlden
geb. d. 27. Juli 1854,
gest. d. 17. August 1856.

Nordseite:
Rudolf von Kahlden
geb. d. 31. März
1821,
gest. d. 2. Juli
1862.
Henriette von Kahlden
geb. von Winckler
geb. d. 25. Januar
1829,
gest. d. 3. Januar
1886.

Anmerkung:
Vgl. „Neues Preussisches Adels – Lexicon“ 3. Bd., Gebrüder Reichenbach Leipzig 1837, S. 50f. und Henning Alexander von Kahlden – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Henning_Alexander_von_Kahlden:
Demnach ist Henning Alexander von Kahlden „der Stifter des Zweiges Gottberg der Familie von Kahlden. Er war ein Sohn des Erbherrn auf Zicker und Tangnitz, Philipp Christian von Kahlden (1679–1732) und dessen Ehefrau Eleonore Charlotte, geborene von Bohlen (1696–1745) aus dem Hause Presenske.
Mit 15 Jahren begann Kahlden seine Laufbahn als Freikorporal im Infanterieregiment „von Schwerin“. 1735 wurde er zum Fähnrich befördert und 1738 zum damalige Garderegiment versetzt. 1740 avancierte er zum Leutnant beim I. Bataillon im Regiment des Königs sowie zu Flügeladjutanten von Friedrich II. ernannt. Im Jahre 1742 erfolgte die Beförderung zum Major. Kahlden zeichnete sich während des Zweiten Schlesischen Krieges dann insbesondere in der Schlacht bei Scopr aus, wo er verwundet und anschließend zum Premierleutnant befördert wurde. Im Februar 1749 übernahm er das Bilasche Garnison-Grenadier-Bataillon, avancierte dort 1750 zum Oberstleutnant sowie 1754 zum Oberst. Als solcher nahm Kahlden an den Schlachten bei Prag, Collin (erneut verwundet) und Reichenberg teil. Im Jahre 1757 erhielt Kahlden die Beförderung zum Generalmajor. Nach seinem wesentlichen Beitrag in der Schlacht bei Leuthen auf dem rechten Flügel erhielt Kahlden 1758 das vorbesprochene Infanterieregiment „von Anhalt-Dessau“. Bei Zorndorf wurde er schwer verwundet und bei der daraus nötig gewordenen Amputation eines Fußes verstarb Kahlden.
Kahlden war Erbherr auf Gottberg und hatte von 1744 bis 1747 Pustar in seinem Besitz. Durch seine Heirat gelangte die Würde des Mindener Erbmarschalls an seine Familie. Ebenfalls trug ihm seine Gattin die Güter Iden, Kannenberg, Krumke, Busch, Berge, Hohenberg und Roebel zu.
Er vermählte 1749 sich mit Freiin Sophia Fredericke Wilhelmine von Kannenberg ( geb. Berlin 2.2.1724 gest. Iden 19.3.1806). Sie war die Erbtochter des Friedrich Wilhelm von Kannenberg, Erbmarschall des Fürstentums Minden und der Gräfin Charlotte Albertine, geborene Finck von Finckenstein (1706–1795). Aus der Ehe gingen eine Tochter und drei Söhne hervor, von denen zwei den Zweig Gottberg fortsetzten:
1) Wilhelm Leopold Ferdinand (geb 4. Januar 1751; gest. 11. Februar 1837) cop Marie Dorothee Jochensen
(Jochimsen) ( geb. 1764)
2) Charlotte Frederica Wilhelmine ( geb. 13. April 1753; gest. 16. März 1830) cop Graf August Wilhelm von Mellin ( geb.
8. November 1746; gest. 16. August 1836)
3) Ernst Wilhelm Friedrich Alexander ( geb. 1754; gest. 2. Februar 1808)
cop 29. Mai 1788 (Scheidung vor 1793) Philippine von Unruh ( geb. 6. September 1772; gest. 6. Februar 1843)
cop 22. Januar 1808 Johanna Luise Christiane Luckow ( geb. 6. Juli 1774; gest. 26. Juni 1842)“
Wilhelm Leopold Ferdinand von Kahlden war spätestens ab 1806 Erbmarschall im Fürstentum Minden. Sein Begräbnis und das seiner Ehefrau sind weder im Kirchenbuch von Krumke noch von Iden verzeichnet
Deren Sohn Wilhelm Ferdinand August von Kahlden wurde in Iden geboren. Bei seinem Ableben 1837 wird er im Sterberegister von Iden als Leutnant a. D., Rittergutsbesitzer in Iden und Krumke und Patron der Kirche und Schule zu Iden, Rengerslage, Krumke, Losse und Natterheide bezeichnet. Neben seiner Ehefrau hinterließ er fünf Kinder. Als Todesursache wurde -Brustwassersucht. Arzt gebraucht.- eingetragen. Begraben wurde er in Krumke am 7. November 1837 im Erbbegräbnis.
Zum Begräbnis der hinterbliebenen Ehefrau wurde im Kirchenbuch von Krumke festgehalten: „Ida von Kahlden, geb. Barkow, Wittwe des d 4. November 1837 in Iden verstorbenen Premierlieutenants a. D. u Rittergutsbesitzers Wilhelm Ferdinand August von Kahlden, evang. Konf. – geb. d. 12. Julius 1797. hinterlässt einen Sohn Rittmeister a. D Otto von Kahlden auf Iden, gest. Berlin 19. Februar 1872 ist den 22. Februar im Begräbnißgewölbe im Garten zu Krumcke Abends spät an der Seite ihres Gemahls still beigesetzt.“
In derselben Quelle wurde zum Ableben des Otto von Kahlden dokumentiert: „Friedrich Wilhelm August Otto von Kahlden Königl. Preuß Rittmeister a. D., Rittergutsbesitzer auf Krumke, Kirchen und Schulpatron von Losse Krume und Natterheide, geb zu Iden den 1. Januar 1829 gest. Ostseebad Heiligendam̅ bei Doberan in Mecklenburg 31.8.1900 Verkalkung der Arterien zuletzt Herzschlag begr. Krumke Familiengruft im Schloßpark“. Otto von Kahlden hatte im Jahre 1872 das Gut Heiligendamm an der Ostsee für 500.000 Reichstaler gekauft und später seinem Sohn Rudolf vermacht. Dieser verkaufte im Jahre 1911 das von seinem Vater ererbte Gut für 2,15 Millionen Mark an den Schriftsteller Walter John, der ein Neffe der Bestseller-Autorin Eugenie Marlitt war (vgl.
1911 ERSTES SEEBAD https://erstes-seebad.de/geschichte/1911/).
Zum Begräbnis seiner Ehefrau ist kein Eintrag in den Kirchenbüchern von Krumke bzw. Iden vorhanden. Der gemeinsame Sohn Friedrich Wilhelm Max von Kahlden wurde lt. Sterberegister von Iden am 27. Juli 1854 in Hannover geboren. Er starb 1856 an Krämpfen und wurde im Erbbegräbnis in Iden beigesetzt. Der Hergang der Trauerfeierlichkeiten für Rudolf von Kahlden ist vom Krumker Pastor sehr detailreich geschildert worden: „Rudolph von Kahlden, Rittergutsbesitzer auf Krumcke, Kreisdeputierter und Direktor des ständischen Landarmeeverbandes – evang. Konf. – geb. auf Iden d. 31 März 1821 + Schloß Krumke 2. Juli 1862 Lungenentzündung Erbbegräbniß im Schloßgarten
Nachricht über Tod und Beisetzung des Herrn Patrons, sowie über die Kirchentrauer.
Zur Heilung seines Brustleidens war Herr von Kahlden um Weihnachten v. J. mit seiner Gemahlin nach Algier gegangen. Und den 3. Junius d. J. zurückgekehrt, ohne dort wesentliche Besserung gefunden zu haben. Wahrscheinlich in Folge der mit dem Pfingstfeste hier eingetretenen nassen u kalten Witterung machte die Krankheit reißende Fortschritte u die Erschöpfung der Kräfte nahm zusehends überhand. Dennoch hatte niemand ein so nahes Ende erwartet, da der Kranke noch am Abend vor seinem Tode, freilich in großer körperlicher Schwachheit, eine Spazierfahrt gemacht hatte, als er Mittwoch, d. 2. d. M. gegen Mittag in Gegenwart seiner Gemahlin u deren Schwester, seiner Mutter u seiner beiden Schwestern sanft entschlief.
Am Sonnabend darauf Nachmittags um 4 Uhr fand die feierliche Beisetzung statt, zu welcher sich eine sehr große Anzahl von Freunden u Bekannten aus Nah u Fern, auch der Magistrat u die Stadtverordneten aus Osterburg, unaufgefordert eingefunden hatten u damit Zeugniß gaben, daß der Verstorbene allgemeine Achtung u Liebe gehabt.
In dem großen Mittelzimmer des Schlosses, dessen Ausgang auf den Perron führt, stand, umgeben von brennenden Lichtern und Topfgewächsen, der noch offene sehr schöne mit einem Zinkeinsatz versehene Sarg von Eichholz, in welchem die Leiche im weißem Todtengewandt lag u an dessen Seite die Wittwe u die Mutter der Verstorbenen Platz genom̅en hatten. Die Trauerversammlung, welche zum kleinsten Theile hier Raum fand, hatte sich in die Nebenzim̅er vertheilt. Nachdem zum Beginn der Feier geläutet war, sangen unter Leitung ihres Musiklehrers die Seminaristen aus Osterburg, auf der obern Treppe zum Perron stehend, aus No: 736. unsers Gesangbuches die Verse 1. 5. 6. Meine nun folgende Parentation hatte ich an Thron. 3, 26 geknüpft, welches Schriftwort von dem Verstorbenen u dessen Gattin bei ihrem Einzuge in das neuerbaute Schloß am 2. Sept. 1860. als ihr Haus u Lebensspruch erwählet u in ihrem Schlafzim̅er aufgehängt war. Hierauf sprach der Superintendent Schwerin aus Seehausen ein Gebet. Nun traten die Träger ein, schlossen den Sarg u setzen ihn auf die unten an der Treppe stehende schwarz behangene Bahre, worauf sich der Leichenzug unter Glockengeläute nach dem Begräbnißgewölbe in Bewegung setzte. Der Küster Wernicke eröffnete den Zug mit 12 Schulkindern, denen die Seminaristen folgten, welche das Lied: Jesus meine Zuversicht sangen. Hinter diesen, unmittelbar vor dem Sarge, gingen die jüngsten Familienglieder Otto von Sassen u Ella von Witzendorf Palmen tragend. Zunächst dem Sarge, welcher von 12 Dienstleuten des Ritterguts getragen wurde, folgte zwischen dem Sup. Schwerin u mir als erste Leidtragende die tiefbetrübte Wittwe, in ihrer Erschöpfung auf meinen Arm sich stützend. Hinter aus kamen in langem Zuge die übrigen Damen u Herren u die herrschaftlichen Beamten; auch die Gemeinde Krumcke war zur Nachfolge eingeladen u hatte sich eingefunden. Eine kaum übersehbare Menge Menschen aus den benachbarten Ortschaften, insbesondere aus Osterburg, hatten sich eingestellt u standen dicht gedrängt an den Wegen u auf den höhern Stellen des Gartens. Vor dem Grabgewölbe ward der Sarg niedergesetzt, das Geläute schwieg u das Gefolge ordnete sich im Kreise um die Bahre, so gut es gehen wollte. Nach einer kurzen Rede, an deren Schlusse ich nicht umhin konnte zu gedenken, daß ich zum drittenmale hier stehe, Großvater, Sohn u Enkel – alle drei je die ältesten ihres Geschlechts – zu ihrer letzten Ruhestätte geleitend, sprach ich das Gebet aus der Agenda, das u. v. u den Segen u die Seminaristen schlossen mit dem dreimaligen Amen. Hierauf traten die anwesenden Prediger: der Sup. Schwerin u Koennecke aus Seehausen, Dr Wolf aus Osterburg u Itzerott aus Iden einzeln vor den Sarg u sprachen mit einem Schriftworte ein votum u die Seminaristen sangen: Auferstehn pp. Nun fing das Geläute wieder an, der Sarg ward ins Gewölbe getragen u auf der linken Seite beigesetzt, die Wittwe u andere Damen aus der Familie legten neben die Palmen Kränze auf den Sarg u nahmen unter vielen Thränen Abschied.
Den Rückweg nach dem Schlosse eröffnete ich, die ganz darniedergebeugte gute gnädige Frau am Arme führend, die Uebrigen folgten u das Geläute ward fortgesetzt, bis alle in das Schloß zurückgekehrt waren. Hiermit war das Leichenbegräbniß, dessen Feierlichkeit in ihrer Einfachheit um so erhebender war, ohne daß die geringste Störung vorgekom̅en, beendet, begünstigt von der Witterung, welche im̅erher kalt u regnerisch an diesem Tage warm u trocken war. (…).“
Zum Ableben der hinterbliebenen Witwe befindet sich kein Eintrag im Kirchenbuch von Krumke bzw. Iden. Vermutlich 1937, nachdem die Gruft im Schlosspark aufgegeben wurde, kam es zur Umbettung der darin befindlichen Särge auf den Friedhof. Hier wurden auch der Bankier Arthur von Gwinner ( gest. 1931) und dessen Ehefrau Anna Speyer ( gest. 1940), welche das Gut Krumke 1911 von der Familie von Kalhden erwarben, beigesetzt.

Lage:
Der Grabstein steht in der Familiengrabstätte derer von Kahlden / von Gwinner in der Südwestecke des Krumker Friedhofes.

Foto und Text:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018/2019