altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Carl Zuck

Lehrer, Chorleiter

Sterbedatum:
19.06.1892
Konfession:
evangelisch
Ort:
Letzlingen
Standort:
Friedhof
GPS:
11.485948 - 52.444043

Beschreibung:
Zustand:
Der Grabstein aus Sandstein besitzt im Randbereich kleinere Fehlstellen.

Dekor:
Der Grabstein besitzt eine gekerbte Umrandungslinie. Über dem Textfeld mit vertiefter Schrift überschneiden sich ein Kreuz und ein Palmwedel.

Inschrift:
Hier ruhet in Gott
Carl Zuck,
geb. d. 12. Septemb. 1813,
gest. d. 19. Juni 1892.
Leichentext Matt. 23, 21.
Ei du frommer und getreuer
Knecht, du bist über Wenigem
getreu gewesen, ich will die über
Viel setzen, gehe, ein zu deines
Herrn Freude.

Anmerkung:
Vgl. Altmarkzeitung vom 19. September 2013: „200. Geburtstages des Chorgründers gedacht. Letzlingen. „Viva, viva la Musica!“ Kräftig schallten die Männerstimmen über den Letzlinger Friedhof. Denn dort hatten sich die Mitglieder des Männergesangvereines (MGV) 1876 Letzlingen am Freitagabend versammelt, um den Begründer des Chorgesangs im Heidedorf zu ehren.
Dirigent Carl Zuck wurde nämlich vor 200 Jahren, am 12. September 1813 geboren, „mitten in die Zeit der Napoleonischen Befreiungskrieg hinein, in eine denkwürdige Phase im deutschen Raum, die im Alltag eine oft politisch motiviere Gründung von Fecht-, Turn- und eben Gesangvereinen mit sich brachte“, blickte Chorleiterassistent Matthias Mücke zurück, nachdem die Männer auch noch das Bundeslied intoniert hatten. Er wurde Lehrer und Kantor in Letzlingen. Und wohl auf Grund seiner musikalischen Ausbildung, weniger aus politischen Gründen, folgte Zuck der Bitte um Unterstützung einer Männersingegemeinschaft in Letzlingen, obwohl er zu der Zeit bereits 60 Jahre alt war. Er übernahm die Leitung des Chores und gab sie erst zehn Jahre später mit 70 Jahren an Johann Friedrich Draffehn ab. Nochmals zehn Jahre später starb Carl Zuck und wurde auf dem Letzlinger Friedhof beerdigt. In den folgenden Jahrzehnten verschwanden das Grab und der Grabstein. Es war Zufall und reines Glück, dass er 2006 bei Schachtungsarbeiten für eine neue Wasserentnahmestelle gefunden und nicht gleich entsorgt wurde. Die Sänger, von einer aufmerksamen Einwohnerin informiert, ließen ihn aufarbeiten, mit einer bronzenen Gedenktafel versehen in die Nähe des Gefallenendenkmals im Eingangsbereich des Friedhofes neu setzen und im Juni 2006 von Pfarrer Gerd Hinke weihen.
„Dass wir sieben Jahre später an dieser Stelle stehen und seinen 200. Geburtstag begehen, bezeugt unser musikalisches Traditionsverständnis, die Gründerbedeutung verknüpft sich dabei untrennbar mit Carl Zuck und der Wiederaufstellung des Grabsteins, eben durch uns, den MGV“, erklärte Mücke. Und so folgten die Männer der Tradition unter dem Dirigat ihres Chorleiters Rolf Drebenstedt und sangen in der hereinbrechenden Dunkelheit „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Wie lieblich schallt“.
Bevor sie sich dann auf den Weg zur eigentlichen Probe in den Sängerraum machten, ergriff Ortsbürgermeisterin Regina Lessing, die der Einladung des MGV gern gefolgt war, kurz das Wort und machte deutlich, dass es wohl keinen anderen Chor gebe, der auf die Idee käme, ihrem Chorgründer zu gedenken. Dass die Letzlinger dies an exponierter Stelle tun können, ist einer glücklichen Fügung zu verdanken. „Und einen besseren Platz hätte man nicht finden können“, so Lessing. Sie komme öfter mit fremden Leuten auf den Gottesacker, die schon stehen bleiben und sich anhand der Tafel informieren. Und Carl Zuck, erklärte sie mit einem Augenzwinkern, freue sich sicher, dass ihm nach so langer Zeit gedacht wird. Aus diesem Grund sollte das erste Glas des Abends auf Carl Zuck getrunken werden.
Von Elke Weisbach“

Die Inschrift auf der Bronzetafel lautet. „Gedenkstein des Lehrers Carl Zuck In Walsleben geboren, kam er 1860 als Lehrer und Kantor nach Letzlingen. Er war Gründungsmitglied und erster Dirigent des Männergesangverein Letzlingen. Diesen leitet er von 1876 bis 1883. Grabstein wieder aufgestellt durch den Männergesangverein 1876 e. V. Letzlingen im Juni 2016.“
Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg. Nro. 48, Jahrgang 1834, S. 358: „Der Schulamtskandidat Carl Zuck aus Jarssau (= Jarchau, F. M.) ist zum Küster, und Schullehreradjunkt in Walsleben, Diözes Osterburg, mit der Hoffnung zur Nachfolge, ernannt und provisorisch bestätigt worden.“
Laut dem Sterberegister von Letzlingen starb Carl Zuck 1892 an einem Schlaganfall. Er hinterließ drei Söhne und eine Tochter. In Jarchau wurde er als Sohn des dortigen Küsters und Schullehrers Jacob Zuck und dessen Ehefrau Dorothea Sophia Storbeck geboren. Am 24. Dezember 1834 ging er lt. Kirchenbuch von Walsleben in Kläden bei Bismark die Ehe mit Friederike Runge (* Kläden bei Bismark 13. Januar 1814 + Walsleben 4. Februar 1880, Lungenentzündung), einer Tochter des Ackerpächters Joachim Christian Runge und Anna Dorothea Schultz in Kläden, ein. Von 1843 bis 1858 ließ er als Lehrer, Kantor und Küster sieben Kinder in Walsleben taufen. Dies deutet darauf hin, dass er von 1834 bis 1843 zwischenzeitlich andernorts angestellt war. Beim Begräbnis seiner Ehefrau im Jahre 1880 und der Tochter Friederike Luise (* Walsleben 1846) im Jahre 1886 wird Carl Zuck noch immer (bzw. wieder?) als „hiesiger Lehrer, Kantor und Küster“ in Walsleben genannt. Sein Sohn Friedrich Zuck (* Walsleben 26. Dezember 1852) verheiratete sich in Letzlingen am 4. November 1881 mit Anna Emma Subke, die eine Tochter des emerierten Kantors Johann Christian Ludwig Subke in Wannefeld und Dorothea Oelze war. Er wirkte ab 1881 als Lehrer und Kantor in Letzlingen. Vermutlich verbrachte Carl Zuck nach 1886 seinen Lebensabend bei seinem Sohn in Letzlingen.

Lage:
Der Grabstein steht auf dem Friedhof nahe dem Gefallenendenkmal.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018