altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johann Hermes

Bürgermeister

Sterbedatum:
03.05.1709
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Jacobikirche
GPS:
11.858455 - 52.608611

Beschreibung:
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Das Grabmal zeigt zwei nebeneinanderstehende, mit Blatt-Girlanden eingefasste Textfelder mit vertiefter Schrift. Darüber schweben zwei Putten, zwischen denen zwei Wappen (links: drei Blüten, die zwei zu eins um einen Querbalken angeordnet sind im Schild, eine Blume zwischen einem Büffelhornpaar als Helmschmuck; rechts: eine weibliche Person, die in jeder Hand eine Schlange hält im Schild und über dem Helm) angebracht sind. Unter den Textfeldern steht mittig ein Totenschädel mit aufgesetzter Sanduhr. Der Grabstein besitzt eine farbige Gestaltung.

Inschrift
linkes Textfeld:

HIC SITUS EST
VIR NOBILISS: AMPLISS:
DN. JOHANN HERMES
ASSESSOR ET PROTONOTARIUS.
JUDICII VET: MARCH: CIUITATUM
PROVINC: DEPUTATUS ORDIN:
ET P. t. SENIOR.
NEC NON
CONSUL STENDAL: PER XXV ∙
ANNONS MERITISS.
ET
HUIUS TEMPLI PROTOCURATOR
MARITUS FELIX.
PATER V. LIBERORUM ET
AUUS III. NEPOTUM FORTUNATUS
SUIS FIDUS.
NEMINI GRAVIS.
CIUIBUS CARUS.
OMNIBUS ÆQUUS.
DEO SERVIENS ET PROXIMO
HINE
AD MORTEM BEATAM.
DIU PARATUS NON IMPARATUS.
DOMINO VOCANTI ANIMAM PIE.
REDDIDIT DIE III. MAII AO̅ M.DCCIX.
POST QUAM
ÆTATISLXI ANNOS VII MENSES
ET X DIES.
HONESTE JUSTE CASTE
…T.

rechtes Textfeld:
Siehe, Leser, hin
von diesem Stein
nach jenem TauffStein,
vor demselben ruhen
bey den Gebeinen ihres Ehe-Herrn
die Gebeine einer getaufften Matrone:
der Weyland
Hoch-Edlen, Hoch: Ehr und Tugendbelobten
Frauen,
Fr: ELISABETH Hermesen gebohrnen Thonin
den 1. sept: 1653. ist sie zum TauffStein geführet
mit Gott einen Bund zu machen,
nach dem Sie Gott 4 Tage vorher
in diese Welt geführet.
am 25 Aug. 1674 ist Sie von GottesHand
plötzlich entführet worden.
den 14 MARtii 1719 aber ist Sie
dem zeitlichen Licht entzogen:
und zu dem ewigen Licht gezogen:
da Sie 66 Jahr jenes Licht gesehen:
darneben
5. Kinder, 8. Enckel, 2 Uhr = Enckel.
Sey hiebey nicht ein Stein,
sondern
gedencke stets an deinen Tauff = Bund
und
Setze deine Tauffe forth
durch dein gantzes Leben.

Anmerkung:
Im Kirchenbuch der Jacobikirche sind die Begräbnisse der verstorbenen Eheleute dokumentiert worden.
1709: „d. 3 Maji, als die Crucis, nachmittage nach 1 Uhr gehet der jetzo regierende Hl. Brgm Johannes Hermes nach seinen im Dorffe neuerbaueten Hauße, als Er aber für deßelben Thüre kommet, wird Er vom Schlage gerühret, daß Er ümfället u. plötzlich stirbet und todt nach Hauße getragen wird. Ist am 12 ejusd. mit einer Solennen proceßion begraben ӕtat 61. an. 7 Monath u. etl. Tage“
1719: „Fr. Elisabeth Thonen, Sel. Hln. Johannis Hermeß, Sr. Königl. Majestät in Preußen hochbestalten Landschafts = Verordneten und auf Seiten der löblichen Städte Senioris, wie auch Assessoris und Protonotarij bey den damahligen Altmärckischen Hof = und Land = Gerichte, und vieljährigen hochverdienten Bürgermeisters dieser Haupt = Stadt Stendall hinterlaßene Fr. Wittwe ist den 14ten Marty Nachmittags umb 4. Uhr an einer hitzigen Kranckheit gestorben, und am 19ten ejusdem ohne öffentlicher Procession mit der Schule und ohne Parentation nur mit einer Gedächniß = Predigt beerdiget worden: Ihres Alters 65. Jahr 6. Monath und 2. Wochen. NB. Weil diese eine Arth der Beerdigung dem Ministerio Jacobitano noch drey Tage vor dem Absterbender Sel. Fr. Bürgermeisterin durch derselben Schwieger = Sohn, Hln. Doct: Lüders, und Sohn, Hln. Friderich Hermeß, Predigern zu Nahrstedt kund gemachet wurde, ging daßelbe zwar am 13ten Martij ins Hochpreißl. Consistorium, und that Anfrage, wie es sich zuverhalten, wenn dergleichen neue Arth verlanget würde. Weil aber auf solche Anfrage allererst am 25sten Martij decretiret wurde, und wie Prediger also von der Beerdigung solches Decret nicht bekahmen, so müßen wir solche Beerdigung geschehen laßen, wie es die Erben verlangeten, obgleich sie nachhero von Berlin auß untersaget wurde.“
Die Eheschließung fand 1674 in der Jacobikirche statt. Elisabeth Hermes war eine Tochter des Kämmerers Jonas Thon und Elisabeth Winsen.

Lage:
Die Grabplatte wurde in einer gewölbten Wandnische im Chor nördlich des Altares eingelassen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018