altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johannes Heinrich Conring

Bürgermeister, Gutsherr

Sterbedatum:
07.03.1726
Konfession:
evangelisch
Ort:
Tangermünde
Standort:
Stephanskirche
GPS:
11.974907 - 52.542513

Beschreibung
Zustand:
Der Grabstein ist vollständig erhalten.

Inschrift:
Stehe stille,
Wanders = Mann
denn wenn du kein Stein bist,
wird dieser Stein dich genug bewegen.
Er beklaget den kläglichen Verlust
des weiland
HochEdelgebohrnen, Hochgelahrten und Hochweisen
Herrn JOHANNIS HENRICI CONRINGS
Erbherrn zu Jetze, Zwülbstedt und Siesbeck ∙
dieser als
des großen CONRINGS
von seinem ihm nachartenden Sohne gezeugter wehrter Enckel
hat die CONRINGischen Tugenden,
die Ihm Ao̅ 1681 ∙ d ∙ 12 Jan: zu Zwülbstedt angebohren,
und die er in seines Groß = Vaters Hause zu Helmstedt
in Übung gebracht,
zufoderst der Göttlichen Ehre aufgeopfert,
dem Königlichen Preußischen Hofe gewidmet,
und zur Wolfahrt der Stadt Tangermünde angewendet;
bis er durch einen plötzlichen, doch seeligen Tod
von seinem Hof = Raths: und Bürgermeister = Amt
d ∙ 7 ∙ Martij: 1726 In das Schloß des Him̅els abgefodert worden.
da hat er
seinem Gott die Seele zur ErQuickung,
seiner Liebsten und Angehörigen
sein Andencken zur Verwahrung,
seinen 3 Kindern seinen Ruhm zur fortpflantzung,
und der Erden
seinem Leib zum Begräbniß übergeben ∙
Nun gehe hin Wanders = Mann!
und wenn dieser Stein dich beweget hat,
so ruhe niemahls,
aus des hochseeligen CONRINGS Leben und Tode
zu lernen
wie du Gottseelig leben und seelig sterben könnest ∙
Dieß ist der rechte Zweck,
warum die CONRINGischen Tugenden
bey dir
eine Nacheiferung Nachfolge
und Hochachtung
wircken sollen.

Anmerkung:
Der Grabstein findet Erwähnung in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 232: „66. Grabstein des Johann Heinrich Conring, † 1726. h 2,22 m, br 1,05 m. Am 3. Pfeiler im südlichen Seitenschiff. Ovaler Kranz von Lorbeer, oben von 2 Engeln gehaltenes Wappen: Arm mit Ring, Helmzier doppelter Flug; unten Schädel und Sanduhr. Inschrift in erhabener Fraktur. Unter besonderer Hervorhebung der zahlreichen Tugenden werden die Lebensdaten des Verstorbenen angegeben: 1681 zu Zwülbstedt (= Twülpstedt, F. M.) geboren, Erbherr zu Jetze, Zwülpstedt und Siesbeck, war Hofrat und Bürgermeister zu Tangermünde. Farbige Fassung erneuert.“
Vgl. Rüdemann „Historicorum Palaeo-Marchicorum Collectio I. Das ist: Der Altmärkischen Historischen Sachen Erste Sammlung“, erschienen bei Christian Schuster Salzwedel, 1726, S. 133ff: „Dieses Hrn. Doctoris (Martin Lüders, F. M.) Schwieger = Sohn Hr. Johann Heinrich Conring, Königl. Preuß. Hof = Rath und Bürgermeister in Tangermünde, starb den 7ten Martii eines schleunigen Todes: denn da er am selbigen Tage des Morgens noch zu Rath = Hause gewesen war, und des Mittags eine gute Mahlzeit gethan hatte, so wurde er des Nachmittags von einem Schlagfluß dergestalt überfallen, daß derselbe um 7 Uhr das Garaus mit ihm machete. Er ist ein Kindes = Kind des grossen und lobwürdigen Conringii, ein Sohn eines Land = Raths und Erb = Herrn auf Zwulbstedt, grossen Sisbeck und Jeetz.“ Der in dieser Quelle genannte Großvater des Verstorbenen wird in einer Fußnote näher beschrieben; „Es war zwar D. Hermannus Coringius klein von Person; aber an Gelahrsamkeit groß …“
Vgl. Groß Twülpstedt – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Groß_Twülpstedt: „Der Universalgelehrte und frühere Leibarzt der Königin Christina von Schweden, Hermann Conring (1606 – 1681), erwarb 1665 das Rittergut derer von Bartensleben in Groß Twülpstedt. Sein Grab befindet sich ebenfalls dort.“
Die Eheschließung Conrings fand 1719 in Jeetze statt: „den 11ten Octobris ist Tit. Hl. Johann Heinrich Conring, Sr. Königl. Majest. in Preußen verordneter Hoff = Rath, auf Großen Zwülbstedt, Großen Sisbeck und Jeetzen Erbherr mit der Mademoisellen Regina Catharina Lüderi, Tit. Hl. Martini Lüders, Medicinӕ Doctoris Königl. Preußl. Hochbestallten Land-Physici in der Alten-Marck, und Hochberühmten Practici zu Tangermünde, zweyten Jgfr Tochter copuliret worden“.
Im Kirchenbuch der Stephanskirche wurde im März 1726 dokumentiert: „Hl. Johan̅ Heinrich Conring gewesener Königl. Preußl. Hoff – Rath u. Bürger – Mstr. hieselbst, welcher am 7te Martij frisch und gesund vom Rathause kom̅t, nachmittags um 4. vom Schlag-Fluß gerührt wird u. darauff nach 7. Uhr abends sanfft u. seel. verscheidet, d 10te hujus beygesetzet in d. Kirche, d 17te die Gedächtniß Predigt mit Trauer Musique u. alles ist davor d. Gebühr nach bezahlet worden“

Lage:
Der Grabstein steht innerhalb der Kirche im südlichen Seitenschiff am zweiten Pfeiler von Westen. Die Schauseite weist nach Südwesten.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer Magdeburg 2018